Die Höchste Eisenbahn

Wer bringt mich jetzt zu den anderen

Tapete/Indigo

Die Hasen schlagen Haken, haben aber ein weiches Fell: Die Höchste Eisenbahn zelebriert ebenso eigenwilligen wie eingängigen Superpop.

Manchmal wünscht man sich von der oder eher: über die Höchste Eisenbahn eine Fernsehserie. Vier Typen, die in einem großen Haus leben und bisweilen in einem alten VW-Bus oder einem Käfer oder von mir aus auch mit dem Regional­express durch die Lande fahren. So ein bisschen wie die Monkees, nur halt heute und in Deutschland. Vielleicht könnte man die Serie sogar in Zeichentrick produzieren, am besten so Feuerstein-Style. Mit diesem Auto, das keinen Motor hat, sondern mittels Fußkraft betrieben wird.

Warum das passen würde? Nun, die Höchste Eisenbahn singt über jede Menge Typen. Über Louis, der immer die falschen Blumen kauft. („Die kann er behalten!“) Über die liebe Lisbeth. Über Timmy, angeblich ein Cousin zweiten Grades von „Mario“, falls Sie sich an den erinnern. Timmy besitzt auf jeden Fall das weiße Klavier von John Lennon und einen Speisesaal, durch den Aras fliegen, aber das nur am Rande. „Gute Leute“, wie die Band selbst sagt. Wir sagen: Ein Ensemble, das insgesamt wunderlich zu sein scheint, was aber schwer in Ordnung geht, weil genau dadurch vermieden wird, dass die Songs zu sehr in Richtung Mainstream-Deutschpop-Blödsinn abrutschen. Wobei da natürlich die Musik ohnehin schon große, rostige Riegel vorschiebt.

Da trifft die gepflegte Ballade (hier ist eher Moritz Krämer der Mann) auf aufgerauten Softpop mit Funny-Kante (Auftritt Francesco Wilking). Und um diese beiden Pole, die vielleicht gar keine sind, vielleicht vermutet man das nur aufgrund der Biografien der Protagonisten, zimmert die Band so eine Art Prenzlberg-Wall-Of-Sound, der mal nach Paul Simon, mal nach George Michael, mal nach Wilkings anderer Band Tele, aber am Ende doch meistens ganz anders klingt, der mal streicht, mal perkussiert, mal dengelt und am Ende das Gefühl unbedingter Befriedigung hinterlässt. Geil groß.