Fela Anikulapo Kuti – Original Sufferhead

Zum Veröffentlichungstermin von ORIGINAL SUFFERHEAD sitzt Fela in U-Haft. Zum wiederholten Male. Weil er ein nicht mehr wegzudenkender Teil der panafrikanischen Erneuerung ist, einer Erneuerung, die ohne Rückgriff auf weiße Wertvorstellungen auskommt. Weil er die einzige, von den ehemaligen Kolonialherren subventionierte Elite attackiert, Klassenkampf und Konterrevolution voraussagt und den Militärputsch von Jerry Rawlings im benachbarten Ghana begrüßt. Fela singt von Entmenschlichung und Erniedrigung in Nigeria, in einem Land, in dem es als normal gilt, dem Bettler die Almosen zwischen die Zähne zu drücken, wo trotz Ölboom – die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden, wo imperialer Größenwahn Grenzen zurückließ, die tagtäglich ein zweites Biafra heraufbeschwören können.

Felas Afrobeat ist ein unbequemes Politikum, bei „Power Show“, einer Suite, die sich über die ganze erste Seite erstreckt, wird eine lange Story von Schikanen und Querelen aufgerollt, die ihm im Clinch mit einer reaktionären, oftmals geschmierten Bürokratie widerfahren sind. Ansonsten ist ORIGINAL SUFFERHEAD nicht so abenteuerlich und fesselnd wie BLACK PRESIDENT. Insbesondere der Aufbau des Titelstücks wirkt zu starr und formal, und Felas zeterndes, zerfahrenes, nervös-exaltiertes Sax verschafft sich diesmal selten Luft. Auch wenn er mit ORIGINAL SUFFERHEAD wenig riskiert als Freischärler und Fraktionsvorsitzender ist Felas Status zu gewichtig, als daß sich Nigeria sein sang- und klangloses Verschwinden noch leisten könnte.