Fini Dolo – Rise
Glaubt man den ewig aufgeregt schnatternden Talentscouts der englischen Musikpresse, dann steht Fini Dolo eine goldene Zukunft bevor. Und in diesem Fall dürften die Propheten sogar einmal recht behalten, denn das Debüt von Sonja Sohn, die bis jetzt vor allem als Schauspielerin („Slam“) und Slam-Poetin auf sich aufmerksam machte, und dem Musiker, DJ und Produzenten Noel Watson zählt ohne Zweifel zu den aufregendsten Alben des Frühjahrs. Gekonnt verbinden die beiden elegante Soul-Harmonien mit HipHop-Beats, dezent eingestreuten Funk-Grooves sowie kühlen Jazz- und House-Vibes. Trotz der bekannten Zutaten klingen die Stücke alles andere als gewöhnlich. Sonja Sohn setzt in Stücken wie „Hüstle For Life“ und „Call It God“ mit ihren oft ins abstrakte abgleitenden Reimen aufregende Kontrapunkte zum musikalischen Geschehen. Eingebettet in anschmiegsame Streicher-Sounds und butterweiche Rhythmen entwickeln ihre eigentümlichen Betrachtungen über Gott und die Welt ein faszinierendes Eigenleben. Ein wenig erinnert Fini Dolo dabei an frühere Hohepriester des gesprochenen Worts, wie Gil Scott-Heton und Linton Kwesi Johnson, auch wenn ihre musikalischen Grundlagen aus einer ganz anderen Welt stammen. Mit RISE stellen Sonja Sohn und Noel Watson jedenfalls Inhalt und Sound auf eine gleichberechtigte Diskursebene. Ein Experiment mit durchschlagendem Erfolg.
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