Greg Ginn

Greg Ginn, Gitarrist der legendären Hardcore-Pioniere Black Flag, gab in den letzten Jahren musikalisch keinen Ton mehr von sich. Zudem mußte er 1992 mitansehen, wie die Rechtsabteilung von U2 sein finanziell ohnehin krisengeschütteltes SST-Label auf Zigtausende Schadenersatz verklagte — und gewann. Der Grund: Mißbrauch eines Bandlogos. Die Folge: Ginns Beinahe-Ruin.

Doch so zynisch es klingen mag: Das monetäre Desaster brachte Gregs Blut derart zum Kochen, daß er wieder zur Gitarre griff und seinen ganzen Haß in scharfkantige Sounds einfließen ließ. Klänge, die mit der Bezeichnung „Song“ nur unzureichend charakterisiert wären. Viel eher schon sorgt Ginn für ein explosives Hörerlebnis, das konventionelle Vorstellungen von Sound und Struktur gehörig durcheinanderwirbelt.

Über allem schwebt ein peitschender Beat aus dem Waschkessel. Dazu schwappt ein schleudernder, schwer angeschlagener Boss trocken ans Trommelfell. Und Ginns exzentrische Gitarrenmischung war so zuletzt nur auf RAW POWER von Iggy & The Stooges anno 73 zu hören: Auf rasende Riffs knallt Greg zerstörerische Soli, die binnen Sekunden im Chaos vergehen — die Drei-Minuten-Grenze überschreitet kaum ein Song.

Auch stimmlich bemüht Ginn sich gar nicht erst, seiner Kehle irgendeinen Schönklang zu entlocken. Die haiberstickten, wutverzerrten Worte, die er der Rockindustrie hinterherschleudert, sind freilich kaum zu verstehen. Wohl aus gutem Grund — denn schließlich könnte ja wieder mal ein Rechtsanwalt die Ohren spitzen.