Helmet – Born Annoying

Helmet wissen, was sich gehört: Auch ein überragendes Album wie BETTY vom vergangenen Jahr wird von der Fan-Gefolgschaft schnell durchgehört also mußte rasch etwas her, das nicht nur den Insider mit Studio-Kuriositäten versorgt, sondern auch der breiten Käufermasse noch halbwegs vermittelbar ist. So kommt nun nach der noch 1994 erschienenen und etwas uninspiriert zusammengestellten Live-EP WILMAS RAINBOW die Singles-Sammlung BORN ANNOYING auf den Markt. Sie enthält 10 Stücke ¿ zwei bislang unveröffentlichte und acht Singles beziehungsweise B-Seiten ¿ mit einer Gesamtspieldauer von 36 Minuten, was zugegebenermaßen etwas dürftig aussieht. Doch bei genauerem Hinhören merkt man schnell, daß es diese 36 Minuten in sich haben. Da gibt es nicht nur das wuchtige Titelstück, das quasi Lichtjahre vor den späteren großen Erfolgen der Band schon alle Helmet-Qualitäten auf sich vereint. Es gibt auch noch eine ganze Reihe anderer Spezialitäten – fast alle zeigen die typischen Helmet-Merkmale: blockartige Songstrukturen, radikale Tempo- und Themenwechsel, jazzige Disharmonien bei gleichzeitiger totaler Metal-Wucht. Höhepunkt ist neben ‚Born Annoying‘, das es in einer krachigen Fassung von 1989 und in einer etwas verkünstelten von 1993 gibt, das bislang unveröffentlichte ‚Geisha To Go‘. Oft ist es in der Vergangenheit kein Ruhmesblatt gewesen, wenn Bands ihre ollen Kamellen aus dem Keller holten und gesammelt unter die Leute zu bringen versuchten. Bei Heimet ist wie so oft – das Gegenteil richtig: Von diesen Kamellen sollte man immer mal wieder naschen – sie schmecken mindestens 50 gut wie die ganz frisch fabrizierten.