Jay-Jay Johanson – Rush

Alles ist unecht, und wir prangern das an. Okay, wir gebieten uns selbst Einhalt und korrigieren: nicht alles. Aber: vieles. Zu vieles. Zum Beispiel Track sechs von Rush, dem neuen Album des Schweden-Dandys Jay-Jay Johanson. „Forbidden Words“ heißt das Stück Geräusch, und es ist eine nachgerade geniale Melange aus dem, was einem auf dem Rummelplatz zwischen diversen Fahrgeschäften in die Ohren wabert und jenem, was einem des Nachts als musikalische Untermalung offeriert wird, wenn die inhaltlich stringenteste Sendung des deutschen Farbfernsehens läuft. Genau: die „Sexy Clips“ auf DSF, wenn weibliche Wesen alles ablegen. Ein paar wenige lichte Momente hat Rush – dann nämlich, wenn man mit einem Nachtsichthörgerät herausfiltern kann, was Herr Johanson ist: ein urbaner, elektrischer Melancholieritter, der sich mit seinem dünnen Stimmchen und allerlei Genre-Hopping allzu oft zwischen ehrgeizig gegeneinander schuftenden Drumcomputern und sphärisch-sirrendem Synthie-Kleister verirrt. „100.000 Years“ geht in Ordnung, desgleichen „Another Nite Another Love“. Dann aber landen wir mutig noch mal beim Opener, dem Titelstück. Und können nicht anders, als zu konstatieren: So klingt es, wenn Chris Rea und Enya zusammen einen beschwipsten Abend absolviert haben – und Air hinterher die Schweinerei wegmachen müssen. Mit letzter Kraft wanken wir zum Kühlschrank und inhalieren ein Bier. So schön kann sie perlen, die Erlösung. VÖ: 19.9.

www.jayiayjohanson.com