Johnny Cash :: Live From Austin, Texas

Country-Programm mit vielen Hits: Überraschend überzeugende Archivausgrabung einer ohnehin derzeit im Fokus stehenden Legende.

Im Zuge des vielgepriesenen Hollywood-Biopics „Walk The Line“ folgt unvermeidlich die kommerzielle Auswertung der momentan grassierenden Cash-Begeisterung. Mit Live From Austin, Texas liegt innerhalb nur weniger Monate schon der zweite Konzertmitschnitt aus den Tiefen der Archive vor. Stutzig macht dabei allein das Datum der Aufzeichnung: 3. Januar 1987 – eine Ära also, in der Johnny Cash, mal abgesehen vom All-Star-Projekt Highwaymen im Gespann mit Willie Nelson, Waylon Jennings und Kris Kristofferson, künstlerisch eine eher untergeordnete Rolle spielte. Zumal das auch eine Zeit war, in der junge Wilde wie The Long Ryders, Green On Red und Steve Earle, aber auch eigener Nachwuchs wie Rosanne Cash und Carlene Carter gegen alle alteingesessenen Genre-Patriarchen aufbegehrten. Erstaunlicherweise kann die von ursprünglich halbstündiger Lauflänge auf 50 Minuten aufgerundete Aufzeichnung einer beliebten Musikreihe eines örtlichen US-Senders mit den historischen TV-Highlights vorhergehender Dekaden jedoch durchaus konkurrieren. Seine professionelle Routine und sein unnachahmliches Talent unterstreicht der bis zum letzten Atemzug künstlerisch überwiegend integer gebliebene Cash mit einem in glänzender Laune aufspielenden Begleitseptett sowie einem aus Klassikern bestehenden Repertoire: „Ring Of Fire“, „I Walk The Line“, „Folsom Prison Blues“ und „Long Black Veil“ überzeugen sowieso. Ehefrau June Carter-Cash gesellt sich bei „Where Did We Go Right?“ zum Duett mit dem Gatten. Aber auch weniger populäre Titel wie Cashs „Ballad Of Barbara“, Guy Clarks „Let Him Roll“ und John Prines „Sam Stone kommen bei der fabelhaft gefilmten, in berauschender DTS-Qualität abrufbaren Show optimal rüber. Da wäre es doch prima, wenn sowohl Radio Bremen („Beat Club“) als auch der Hessische Rundfunk ihre jeweils rund einstündigen Johnny-Cash-Specials aus den frühen 70er Jahren endlich vorm Verstauben im Archiv retten würden.

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