Jolie Holland – The Living and the dead

Zerschossener Folk, kaputter Country, schräger Jazz: Eine obskure, aber frappierende Homedemo-Sammlung (catalpa, 2003) sowie die beiden regulären Alben escondida(2OO4) und, besonders empfehlenswert, springtime can kill you (2006) hat Jolie Holland, einst Mitbegründerin der fabelhalten The Be Good Tanyas, mit diesen uramerikanischen Spielarten der populären Musik veröffentlicht(und sich so bei Fans dieser Genres als kanadische Antwort auf die ähnlich gepolte Londonerin Holly Golightly positioniert). Auf ihrem üppiger arrangierten, aber darum nicht minder faszinierenden neuen Longplayer THE living and the dead kommt jetzt, zumindest phasenweise, noch eine Dosis Rock’n’Roll dazu, der bei Miss Holland indes nicht in straighter Four-to-the-floor-Seligkeit durchgeklopft, sondern aufs Nötigste reduziert, gebrochen, dekonstruiert wird. Was in Verbindung mit ihrer rauchigen, bisweilen an eine weniger quäkige Rickie Leejones gemahnende Stimme und natürlich dank des unkonventionellen Spiels ihrer Begleiter, inklusive des in solch einem Kontext offenbar unvermeidlichen Marc Ribot, hochspannende Ergebnisse zeitigt. Man höre nur, wie sie in „Your Big Hands“ allen Bluesrock-Klischees mit traumwandlerischer Sicherheit ausweicht und diesen eher seh lichten „Rocker“ auf wundersame Weise transzendiert. Ansonsten hat’s hier hinkende Country-Walzer, karge Folk-Tunes, kratziges Gefiedel, archaisches Blues-Picking, Vier- Uhr-morgens- Kaschemmen -Stimmung. Keine leichte Kost, aber voller Magie.

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