Joni Mitchell – Travelogue

Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: Neue Melodien erwartet man hier vergeblich. Travelogue, so teilt Produzent Larry Klein im Booklet der CD unverblümt mit, hegt die Absicht, „die Zeitlosigkeit und Qualität von Joni Mitchells Songs einem neuen Publikum nahe zu bringen“. Klassiker wie „Woodstock“, „Hejira“, „For The Roses“ oder „Trouble Child“, arrangiert von Vince Mendoza, zelebriert vom London Symphony Orchestra: Im Cinemascope-Ambient-Sound geraten die vertrauten Popsongs ins Schweben und sind dabei oft nur an den Texten wieder zu erkennen. Zeit, unsere Plattensammlung neu zu sortieren. Dass Joni Mitchell die größte Singer-Songwriterin ihrer Generation ist (nicht bloß die größte weibliche, wie sie ein vermeintliches Kompliment einmal abschmetterte), braucht sie kaum unter Beweis zu stellen. Aber dass offensichtlich weniger die Songs als das Management nach einer derartigen Neubearbeitung verlangten, stößt auch im tiefsten orchestralen Streicherrausch seltsam schal auf. „We’re middle-class, we’re middle-aged, we were wild in the old days „: Sollten sich Songzeilen wie diese mittlerweile ihrer eigenen Ironie beraubt haben? Doch seien wir ehrlich: Auch unsere Joni-Mitchell-Cassette aus Interrail-Zeiten ist mit dem Dolby Surround-Tower in unserem toskanischen Landhaus nur schwer kompatibel. Travelogue ist ein Luxusprodukt, gerechtfertigt allein durch seine Schönheit. www.jonimitchell.com