Kevin Ayers – Vier Re-Releases

Folk, Pop, Rock: das Frühwerk eines ewig missverstandenen Pop-Genies.

Kevin Ayers war ein Grenzfall, ein Rock-Poet mit Faible für Avantgarde. Seinen Ruf als Kultfigur verdankte er der Mitgliedschaft bei Soft Machine, die er 1966 mitbegründete, den als eigenbrötlerischer Exzentriker seiner Unberechenbarkeit, dessen Produktionen immer ein Nischendasein führten. Vier der frühen Albenklassiker des Mannes aus der Canterbury-Szene werden jetzt digital remastert und um Bonustracks (Singles, Outtakes, Demos etc.) ergänzt neu aufgelegt. Nach seinem Ausstieg bei Soft Machine zog sich Ayers im Dezember 1968 für sechs Monate nach Ibiza zurück. Die Trennung von der Band und seine Erlebnisse auf den Balearen verarbeitete er im Winter 1969 zum Solodebüt Joy Of A Toy 4 und empfahl sich als Geistesverwandter von kultverdächtigen Eremiten wie Syd Barrett, Nick Drake oder Nico. Das Album entstand unter Mitwirkung der Soft Machinisten Mike Ratledge, Robert Wyatt, Hugh Hopper sowie Arrangeur und Keyboarder David Bedford. Ayers zelebrierte in monotoner Nuschelstimme skurrile Eigengewächse wie „Stop This Train Doing It“, „Eleanore’s Cake Which Ate Her“ und „Song For Insane Times“ – allesamt postpsychedelische Hippie-Meilensteine. Gemeinsam mit Bedford hob er das Ensemble The Whole Wide World aus der Taufe (mit dem 16-jährigen Gitarristen Mike Oldfield), mit dem 1970 der fantastische Zweitling Shooting At The Moon 5 entstand. Das verspielt arrangierte Werk setzte mit Ausnahme-Tracks wie „Rheinhardt & Geraldine/Colores Par Dolores“ (mit Gongs Daevid Allen und William Burroughs), „Lunatics Lament“ und „May I“ Standards für den aufkeimenden Progressive Rock. Auf Dauer konnte der spleenige Brite jedoch keine seiner Ensembles zusammenhalten. Zudem behinderten Alkoholexzesse eine konstante Entwicklung Ayers‘. Whatevershebringswesing 4 von 1972 brachte mit den Gong-Aktivisten Steve Hillage und Didier Malherbe nicht nur frisches Blut ins Spiel, sondern neben noch schrägeren Ansätzen (u.a. „Song From The Bottom Of A Well“) auch stringente Pop-Songs wie „Stranger In Blue Suede Shoes“. Der häufig von Selbstzweifeln geplagte Ayers flüchtete diesmal in jamaikanische Gefilde, um sich den beruflichen Sachzwängen zu entziehen. Anfang 1973 präsentierte er mit Sessionmusikern im Londoner Hampstead Theatre seine Revue „Banana Follies“. Auf dem zugehörigen Album Bananamour 3 demonstrierte der melancholische Antistar eine Vorliebe für kommerzielle Harmonien („When Your Parents Go To Sleep“, „Shouting In A Bucket Blues“) und die gelbe Staudenfrucht. Der Kult um das revitalisierte Pop-Art-Symbol Andy Warhols führte zwar nicht in die erhoffte Pop-Karriere, sollte jedoch bei den folgenden Produktionen Ayers noch eine gewichtige Rolle spielen.

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