Klaus Johann Grobe

Spagat der Liebe

Cargo

Funky Kraut und kauzy Soul: Mehr Pop-Appeal bei dem Duo mit dem irreführenden Namen, aber die Gedanken bleiben frei.

Zwei Schweizer reisen durch Space und Zeit und haben damit auch in den USA und im UK Kritiker und Nischenpublikum eingewickelt. Ihr Sound wird allenthalben mit Rock/Pop/Soul/Psychedelia, Jazz-, Space- und vor allem Krautrock in Verbindung gebracht und ist damit fest zwischen 60s und 70s verankert. Das ist auch kein Wunder: Ihr komplettes Instrumentarium – migthy ­Bassgitarre, Farfisa-Orgel, analoger Synthesizer, Schlagzeug – war damals schon im Einsatz. Man könnte ihre Musik aber auch bestens zwischen 90s-Spacepoppern wie Stereolab und Broadcast einordnen, und manches Stück machte sich sogar schick in einer Playlist neben aktuellen Neopsychedelikern wie Tame Impala. Doch irgendwie schaffen es Sevi Landolt und Dani Bachmann, weniger abgeklärt zu klingen, frischer, freier, sie umspielen das Format eher, als es zu erfüllen.

Verstärkt wird dieser Eindruck noch von ihren ein wenig ungelenken, oft zart-sentimentalen deutschsprachigen Texten, bei denen selbst eine Animationszeile wie „Come on, Baby, wir gehen tanzen!“ wie eine Einladung an sich selbst dargeboten wird. In all dem besteht ein enges Verwandtschaftsverhältnis zum Debüt, IM SINNE DER ZEIT von 2014, allerdings ist SPAGAT DER LIEBE geschmeidiger. Die Instrumente fließen leichter ineinander, der Bass groovt sich immer wieder an Disco heran. „Geschichten aus erster Hand“ erinnert an den abgründig fröhlichen Andreas Dorau. „Liebe am Strand“ bahnt sich seinen Weg von den frühen Air zum konsequenten Querflötensolo am anderen Ende, dem Anfang des Spacepop. Die so strahlende wie verstrahlte Orgelperle „Ohne mich“ stellt Schnittmengen mit Ariel Pink her, und das treibende Rhythmusarrangement von „Rosen des Abschieds“ wäre vor zehn Jahren als „Discopunk“ durchgegangen.