Linton Kwesi Johnson – Bass Culture

Zwei wichtige Platten hat Linton Kwesi Johnson bereits gemacht: DREAD BEAT AN‘ BLOOD und FORCES OF VICTORY. Besonders die zweite LP war ein herausragendes Werk des englischen Reggae. Mit direkten, aggressiven Texten prangerte der Schriftsteller und Sozialarbeiter LKJ die Mißstände und die Diskriminierung der Schwarzen in England an.

BASS CULTURE ist irgendwie etwas anders. Die Intensität, vor allem die Aggressivität, seiner Vortragsweise hat nachgelassen; in den Stücken dreht es sich nicht nur noch um die Schwarzen und ihre Probleme, ihren Ärger. Das innere Pulsieren, der Herzschlag spielt eine große Rolle; Gefühle, Gedanken treten vermehrt auf. „Loraine“ ist zum Beispiel ein richtiges, gefühlvolles Liebeslied, mit nur kurzen Reggaeeinschüben. Das klingt ungewohnt, aber nicht schlecht. Neu und ungewohnt ist auch, daß LKJ* zu Ska singt/toastet/spricht. „Reggae Fi Peach“ und „Di Black Petty Booshwah“ sind zwei fröhliche Ska-Stücke, dadurch entsteht natürlich ein etwas zwiespältiges Verhältnis zu den Texten (die sträflicherweise wieder nicht abgedruckt sind); „Is England becoming a fascist State? The answer lies at your own gate, and in the answer lies your Faith“. („Reggae Fi Peach“). Klar, pulsierend, sparsam dagegen klingt „Street 66“ mit der klagenden Mundharmonika von Juüo Finn, die man schon in „Sonny’s Lettah“ von FORCES… hören konnte. „Bass Culture“ und „Inglan Is A Bitch“ haben jeweils längere Dubteile mit kraftvollen, dumpfen Effekten. „Inglan is a bitch/there ’s no escape in it/Inglan is a bitch, for truej there’s no runaway from it“. Inglan ist England. BASS CULTURE endet mit dem Gedicht „Two Sides Of Silence“ mit einer Free Punk-Geräuschkulisse im Hintergrund, in dem sich LKJ Gedanken zur Stille macht und dazu, warum es nie Stille geben wird. „How can there be calm, whenn the storm is yet to come“. Von den guten Musikern hervorzuheben wären Vivian Weathers und Floyd Lawson mit einem immer präsenten Bass, Rico mit seiner Posaune und der sehr effektvoll spielende John Kpiaye an der Gitarre. Dennis Bovell, der die Platte mit LKJ produziert hat, spielt Keyboards.

BASS CULTURE muß man sicher öfter hören, um sie richtig einschätzen zu können. Aber ich glaube, FORCES OF VICTORY war doch noch besser.