Creature/ PIAS/Rough Trade

Die denkbar üppigste Werkschau der Progressive Rock-Institution.

Es war schon fast alles da auf dem Debütalbum: Der Folk-Rock, der von einer gehörigen Portion Popsensibilität veredelt wurde; die Ausflüge in den Soul, die immer etwas akademisch klangen; die Hippie-Attitüde, die stets von einer professionellen Berufseinstellung konterkariert wurde; das Selbstbewusstsein, noch jedes Genre von Klassik über Jazz bis Weltmusik verwursten zu können; und das Muckertum, das sich in endlos dahindudelnden Soli Raum verschaffte. Nur das berühmte Band-Logo fehlte noch auf dem Debütalbum von Manfred Mann’s Earth Band vom Februar 1972, das wurde erst ein halbes Jahr später zu Glorified Magnified eingeführt. Ja, damals haute man eben noch mal schnell zwei Alben pro Jahr raus. Die Zeiten haben sich geändert. Schon sich durch die Cover dieser allein aufgrund ihrer Üppigkeit grandiosen Werkschau zu blättern, ist nicht nur eine helle Freude, sondern schickt einen auf eine Zeitreise. Die Musik tut das natürlich erst recht: Alle 16 Studio-Alben und die beiden offiziellen Live-Alben von 1984 und 1998, die aktuelle Aufnahme eines Auftritts aus dem vergangenen Jahr im baden-württembergischen Ersingen und eine CD mit, angesichts der Länge dieser Karriere, überraschend wenigen Outtakes und Raritäten. Dazu ein Booklet mit der Geschichte der Band, ein kleines Buch mit „Thoughts & Reminiscences“ von Mann selbst und ein Poster (natürlich mit Logo). Was fehlt, sind eine ausführlichere Beschäftigung mit den einzelnen Alben und eine kritische Einordnung in die Popgeschichte, die der immer noch aktive Manfred Mann zweifellos mitgeschrieben hat.