Meat Loaf – Welcome To The Neighbourhood
Die Fledermaus bleibt diesmal in der Hölle. Meat Loafs neues Album ist weder BAT OUT OF HELL III noch heißt es, wie angeblich die Plattenfirma gefordert hat, ESCAPE FROM HELL. Nein, der Fleischklops sieht sich in der Nachbarschaft um: WEL-COME TO THE NEIGHBOURHOOD also. Und mit dieser „Titelgeschichte“ ist das Spannendste zu der Platte beinahe schon gesagt. Selbst wenn Meat Loaf wollte, er könnte gar nicht mehr anders als bis in alle Ewigkeit das Rezept seines sensationellen Debüts von 1977 aufzukochen. Also gibt’s auch auf diesem Album wieder Musik so subtil wie ein Hieb mit dem Vorschlaghammer, so kitschfrei wie die „Vom Winde verweht“-Fortsetzung „Scarlett“ und so leichtverdaulich wie drei Schwarzwälderkirschtorten auf einmal. Immerhin: Meat Loaf hat einen Ruf zu verteidigen. Den, nach dem Tod von Freddie Mercury der einzige Opernsänger im Rock-Business zu sein. Doch wo Queen noch den Charme von .Verdi-Melodien verbreitete, ist Meat Loaf eine Pop-Ausgabe von Richard Wagner: bombastisch, pathetisch, langatmig. Das hört sich dann im besten Falle an wie der Opener ‚When The Rubber Meets The Road‘: Songs wie diesen nennt man wohl ebenso unschön wie zutreffend „Stadionrock“. Fast meint man, die Westkurve diese Hymne mitsingen zu hören. Dennoch: ein Ohrwurm, gut gemacht, knackig gespielt. Das folgende Stück, die Single-Auskopplung Td Lie For You (And That’s The Truth)‘ mit Patti Russo in der weiblichen Hauptrolle, hört sich ebenfalls noch ganz reizvoll an, auch wenn einen da schon erste Dejä-Vu-Eindrücke beschleichen. Ab Song Nummer drei, ‚Original Sin‘ , ist man schließlich mittendrin im engen Meat-Loaf-Kosmos. Da erstrahlt mal das eine oder andere Sternchen – das siebenminütige ‚Left In The Dark‘ ist eine hübsche, aber zu lange Ballade -, ansonsten ist der Hörer phasenweise wirklich „verlassen in der Dunkelheit“. Vor allem in der zweiten Hälfte der einstündigen CD greifen Meat Loaf und Produzent Ron Nevison ganz tief in den Schmalztopf (‚Martha‘, ‚Where Angels Sing‘) und das so ausdauernd, daß garantiert kein Auge mehr trocken bleibt im Haus. Kein Wunder, daß der Dicke einen Song mit dem Titel ‚Not A Dry Eye In The House‘ aufs Album genommen hat. Und weil auch die Rocker (‚Runnin‘ For The Red Light‘, ‚Amnesty Is Granted‘) nicht so recht losgehen wollen, haut das ganze Album nicht hin. Da helfen selbst die beiden einminütigen Reggae- (’45 Seconds Of Ecstasy‘) und Samba-Humoresken (‚Fiesta de las almas perdidas‘) nichts. Nur zwei von zwölf Songs stammen von Langzeit-Partner Jim Steinman. Ansonsten steuern unter anderem Sammy Hagar und Little Steven Stücke bei, beide nicht gerade als einfallsreichste Songschreiber der Rockgeschichte bekannt. Auch der Meister darf mal als Komponist ran, was nicht weiter auffällt. Vielleicht ist Meat Loaf ja der Demis Roussos des Rock. Das kann man mögen. Braucht man aber nicht.
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