Monkey – Journey to the West

Wenn dieses Album erscheint, werden die Olympischen Spiele in Peking leider (wahlweise: glücklicherweise) längst beendet sein. Ein solch‘ miserables Timing hätte man dem umtriebigen Damon Albarn nicht zugetraut. Immerhin handelt es sich bei Monkey,dem neuen Projekt Albarns und Jamie Hewletts, um die Vertonung und Visualisierung einer Erzählung, die tief in der Historie des Reichs der Mitte verwurzelt ist. Dabei war es wohl die Manga-Version der „Monkey“-Saga, die die BBC in den i97oern ausstrahlte, die besonderen Eindruck bei den Künstlern hinterlassen hat. Philosophie 90es Zeichentrick: Die Geschichte von dem Affen, der unsterblich sein möchte und von den Göttern wieder auf den Pfad der Tugend zurückgeschickt wird. Beim Projekt der Briten drängen sich ganz andere Assoziationen auf: Peking-Oper für die lndie-Gemeinde. Cross-Culture für David-Byrne-Freunde oder ein neues Ich-will’s-mir-beweisen-Projekt des Pop-Schlaubergers Albarn? Dieses Album hat von all dem etwas.es ist ein bunt flackerndes Musikstück, das weniger die Handschrift des Brit-Poppers Albarn als des Bildungsreisenden Albarn trägt, Journeyto the west darf als das Album zum, nun ja, Musical verstanden werden, das letztes Jahr in Manchester Premiere feierte. Wer vom charismatischen Albarn fertige Popsongs erwartet, bleibt links liegen, auf dieser Reise erliegt der gute Dämon dem Zauber chinesischer Perkussion, sucht Verbindungen zwischen Sounds aus der globalen elektronischen Lounge und klassischen chinesischen Kompositionen. Kurz vorm Finale gibt es dann doch anderthalb Minuten Lock’n’Loll. Böse Kritiker werden das als grelles Zirkusspektakel verteufeln und Albarn schon den Andre-Heller-Bart ankleben, wir erfreuen uns lieber an 50 Minuten Pling-Pling aus dem Disneyland Peking. Besonders an diesen Riesenchören und den martialischen Männern mit den gruseligen Kehlgesängen. VÖ.22.9.

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