Mother’s Finest – Iron Age

Mother’s Finest langen auf IRON AGE zu, als wollten sie jede einzelne Minute, die in den zwei Jahren seit der Veröffentlichung ihres Live-Albums verstrichen sind, wieder aufholen, ‚hre Mischung aus schwarzem Funk und weißem Heavy Metal hat sich verhärtet: das Schlagzeug läßt keinen Taktschlag lang Ruhe, der wuchtige Baß pumpt und klopft wie ein Vorschlaghammer eines wütenden Häftlings bei der Zwangsarbeit im Steinbruch, die Gitarre setzt schneidend verzerrte Riffs rhythmisch dagegen – das Ganze spielt sich mit der Energie eines mittleren Erdbebens ab. Vulkanausbrüche müssen dagegen so harmlos wirken, als ob du Zuhause nur mal schnell die Espressomaschine auf die Herdplatte stellst.

Seit MF ohne Keyboards auskommen, ruht das melodische Gewicht auf Gitarre und Gesang. Moses spielt daher fast nur noch die messerscharfen Riffs durch, Baby Jean hingegen

schreit sich die Seele aus dem Leib. Wenn ich sie mir dabei auch noch live vorstelle, läuft es mir heiß und kalt den Rücken runter; ich könnte glatt zum Chauvi werden. (Was heißt werden? Die Red) Obwohl sich alle Stükke ziemlich gleich anhören, gefallen mir „Rock’n’Roll 2 Nite“, „U Turn Me On“ und „All The Way“ mit seinem stampfenden Baßlauf am besten, denn auf die Texte achtet bei MF sowieso keiner. Es ist nicht leicht, einem Energiegewitter wie IRON AGE zwei ganze LP-Seiten lang standzuhalten, vor allem, weil MF nie auch nur ein Milliwatt nachlassen und permanent unter vollem Dampfdruck fahren. Wenigstens ein langsamer Titel täte manch hart rangenommenen Gehörnerv auch mal ganz gut, denn Baby Jeans Gekreische ist nicht jedermanns Sache, auch nicht jederzeit wünschenswert. Sie kann doch schließlich auch singen!

Trotzdem bewundere ich die Maßlosigkeit und das grenzenlose Gasgeben von Mother’s Finest – sie sind die 2-Tone-Band des Heavy Metal, die Girlhead Motörschool des gemischtrassigen amerikanischen Südens.