Paul McCartney & Wings

BAND ON THE RUN (50TH ANNIVERSARY EDITION)

MPL/Universal (VÖ: 2.2.)

Ein Rock-Gamechanger feiert 50. Geburtstag. Einmal im besten Sonntagsanzug – und einmal nur in Unterwäsche.

Das Album, das Paul McCartney als den erfolgreichsten Ex-Beatle etablieren sollte, war keine leichte Geburt: Unmittelbar vor Abflug zu den Aufnahmen im nigerianischen Lagos ließen die Abgänge von Leadgitarrist Henry McCullough und Schlagzeuger Denny Seiwell die Wings zum Trio schrumpfen. Im Studio hatten McCartney, seine Ehefrau und Keyboarderin Linda und Denny Laine (der am 5. Dezember 2023 starb, genau am Tag der Ankündigung dieser Wiederveröfentlichung – Anm.) sowohl mit der rudimentären Technik zu kämpfen als auch mit gesundheitlichen Problemen; exzessives Rauchen ließ McCartney an einem Bronchospasmus zusammenbrechen.

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Dazu wurden die McCartneys eines Abends mit einem Messer bedroht und ausgeraubt. Zur Beute zählte eine Kassette mit Song-Demos. Schließlich ging auch noch Afrobeat-Legende Fela Kuti die Band an, beschuldigte sie der Ausbeutung lokaler Kultur. Nach den teils vernichtenden Kritiken zu McCartneys ersten beiden Alben war die Erwartungshaltung niedrig, als BAND ON THE RUN im November 1973 erschien.

McCartneys erfolgreichstes Werk war keine leichte Geburt

Acht Monate sollten vergehen, bis die Platte die Chartsspitze im UK erreichte. Verantwortlich dafür waren die Hit-Singles, das stürmische „Jet“, sowie der dreiteilige Titelsong. Dabei wollte McCartney, der alten, die Fan-Portemonnaies schonenden Beatles-Tradition verpflichtet, zunächst gar keine Singles auskoppeln. Alarmiert von schleppenden Verkäufen überredete ihn Al Coury, Marketingchef von Capitol, zu diesem Schritt sowie zur Inklusion der vorab veröffentlichten One-of-Single „Helen Wheels“. So fand Maccas essenzielles Album doch noch den Weg in sechs Millionen Haushalte.

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Zum 50. Jubiläum erscheint es remastered und ergänzt um die ursprünglichen Rough Mixes ohne die prägenden Orchester-Sounds von Tony Visconti – McCartney nennt das „underdubbed“. Für Historiker:innen gewiss nicht uninteressant, möchte man aber doch etwa nie auf den dramatischen Orchestereinsatz im Opener verzichten, der Pauls Bedenken „If we ever get outta of here“ erhört und in grandiosen Singalong-Pop überführt. Auch der „Jet“ hebt mit reduziertem Schub nie so richtig ab, das instrumentale „Nineteen Hundred And Eighty Five“ ist losgelöst vom cineastischen Finale so reizvoll wie Sex ohne Höhepunkt. Ohne all diese Momente der Dringlichkeit spielt McCartney der ewigen Kritik in die McKarten, wonach sein Soloschafen zu brav und glatt sei.

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