Rainbow – One Stage
Wie in aller Welt ist es möglich, zwei derart unterschiedliche LPs gemeinsam zu besprechen? Ganz einfach: erstens sind beides Liveplatten und zweitens sind die Cover mit Abstand das Beste, was ich an ihnen finden konnte. Um den Faden fortzuspinnen: beide Scheiben sind ziemlich überflüssig – die Stücke gibt’s fast ohne Ausnahme in weit besseren Studioversionen. Beide arbeiten nach demselben Ablenkungsprinzip: Die überaus schwachen Kompositionen werden mit wilder Power auf der einen und schwermütigen Schmachtnummern auf der anderen Seite glänzend kaschiert. Darin sind sowohl Rainbow aus Großbritannien als auch Novalis aus Germanien wahre Meister. Aber die Gemeinsamkeiten gehen weiter: Die Sänger bilden die Tiefpunkte jeder Gruppe, indem sie ihren Gesangsstil bis ins Lächerliche übertreiben. Der eine brüllt herum wie ein hysterischer Tarzan, der andere singt wie ein schwuler Minnesänger aus dem Mittelalter. Zudem wimmelt es auf beiden Platten von langweiligen Improvisationen, die scheinbar nur den Zweck zu erfüllen haben, die jeweiligen Seiten zu füllen, egal wie. Und eine letzte Gemeinsamkeit findet sich bei den Gitarristen. Sie sorgen eindeutig für die Höhepunkte, wobei das Wort Höhepunkt so relativ wie möglich gesehen werden sollte.
In einem Punkt kann ich aber beim besten Willen keine Übereinstimmung feststellen, nämlich in der Machart. Die Rainbow-LP ist wenigstens doppelt so gut aufgenommen wie die von Novalis und doppelt so routiniert und sauber eingespielt. Aber die großen Tage von Herrn Blackmore sind wohl vorbei.