Rick Nelson – Playing To Win

Vorab gleich eine Warnung: die nachfolgende Rezension ist von keinerlei Objektivität getrübt, denn für Rick Nelson hab‘ ich nun‘ mal ne ganz sentimentale Ader, und die nicht erst seit gestern. Seit vorvorgestern kommt der Sache schon näher, denn die Karriere von Eric Hilliard „Ricky“ Nelson begann bereits 1957 mit einem Paukenschlag, als er in der wöchentlichen US-Femsehscene, in der er seit seinem achten Lebensjahr mitgewirkt hatte, eine Coverversion von Fats Dominos „I’m Walkin'“ vortrug. Amerikas Damenwelt von 16 bis 76 hatte ein neues Schlageridol, einen gut aussehenden, sauber frisierten jungen Mann, der nichts von der unterschwelligen Sinnlichkeit eines Elvis Presley oder der ungezügelten Wildheit eines Jerry Lee Lewis oder gar Little Richard ausstrahlte.

Dem Anfangserfolg von „I’m Walkin'“ folgte in den Jahren bis 1963 eine beachtliche Reihe von Hitsingles, von denen „Poor Little Fool“, „It’s Late“, „Hello Mary Lou“ und „Teenage Idol“ die bekanntesten wurden. Nebenbei wirkte Ricky Nelson noch in mehreren Filmen mit, am überzeugendsten in Howard Hawks‘ klassischem Western .Rio Bravo“.

Sicher kann man Ricky Nelson nicht als einen der großen Rock’n‘ Rollinterpreten bezeichnen, dazu fehlt es ihm einfach an stimmlicher Kraft, doch in dem Genre, das man gemeinhin als High School Rock’n‘-Roll bezeichnet, war er gewiß der Beste (und auch der Beständigste). Exzellente Kompositionen wie Baker Knight und die Brüder Johnny und Dorsey Burnette standen ihm zur Seite, und vor allem wurde er von einer grandiosen Band begleitet, James Burton brillierte.

Nach 1963 wurde es still um Ricky Nelson, der sich seit 1961 nur noch Rick nannte. Er veröffentlichte eine große Anzahl belangloser Singles und LPs, bis er 1972 mit seiner Komposition „Garden Party“ ein kurzes Comeback in den USA feiern konnte. Diesen Song hatte er mit seiner Stone Canyon Band aufgenommen, deren sechs LPs für Liebhaber guter Country-Rock-Musik sehr empfehlenswert sind.

Dieser Tage bringt Rick Nelson so etwa alle drei Jahre ein neues Album heraus, und sein jüngstes, PLAYING TO WIN, wurde von keinem Geringeren als Jack Nitzsche produziert, dessen Name allein schon für Qualität bürgt.

„Almost Saturday Night“, ein von John Fogerty (Creedance ClearwaterRevival) geschriebenerBomben-Rocker eröffnet die LP, und auch die anschließende Neufassung von Nelsons 58er Hit „Believe What You Say“ ist Rock’n’Roll vom Besten. Dominante Gitarren, ein boxensprengender Baß, wuchtig das Schlagzeug, alles ohne Firlefanz arrangiert und optimal im Sound. Nelsons Eigenkompositionen „The Loser Babe Is You“ und „Call It What You Want“ halten durchaus das Niveau, lediglich Graham Parkers „Back T o Schooldays“ kann dem Original oder der Version von Dave Edmunds nicht das Wasser reichen, und auch „Don’t Look At Me* macht Rick Nelsons Mangel an vokalem Nitty Gritty recht deutlich.

Es qibt allerdings noch zwei hervorragend interpretierte Balladen auf dieser Platte. Zum einen John Hiatts „It Hasn’t Happened Yet“, die wieder einmal beweist, wie lächerlich unterbewertet dieser Songschreiber ist (hört Euch mal dessen LPs SLUG LINE oder TWO BIT MONSTERS an!), und dann Ry Cooders „Do The Beste You Can“ (im Original jhe Tattier“) -Sahne!

Soviel zu Rick Nelsons neuem Album, auf dem Musik zu hören ist, wie ich sie mag. Umd beim nächsten Mal schreib‘ ich Euch wieder was Objektiveres.