Rolf Blumig Zirkus Blumig


Staatsakt/H'Art (VÖ. 24.2.)

von

Ein großes Versprechen: „Liebe ist überall“ verheißt Rolf Blumig zu Beginn seines dritten Albums ZIRKUS BLUMIG, nur um gleich eine elektrische Gitarre zum Schweinerock-Solo abheben zu lassen. Soll das jetzt heißen, in den 70ies war mehr Liebe? Sollen wir Monsterrock lieb haben? Oder ihn nicht so ernst nehmen? Den Rock oder Rolf Blumig? Wohl auf jeden Fall Letzteren, schließlich verspricht der gleich anschließend, körperlicher Gewalt mit einem „Fiderallala“ auf den Lippen zu begegnen. Man merkt, der Leipziger Musiker ist nicht so leicht zu fassen, selbst wenn der Irrsinn im Vergleich zu dem exakt ein Jahr alten Vorgängeralbum ROLFIE LEBT ein bisserl gezähmt zu sein scheint.

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Er treibt sich auf dem Scheißhaus und im Betonverlies herum, er springt vor lauter Liebe vom Balkon, während musikalisch noch mehr passiert als textlich, Hammondorgeln waidwund kreischen, ein Waldhorn triumphiert, psychedelische Gitarren die Drogen suchen, oder der Sänger die Melodie verlegt hat. Allerdings: Wo Blumig einst wie ein weniger sanfter Helge Schneider wirkte, der sich dem Diskurs-Pop widmete, scheint er jetzt böser, vielleicht auch nur wütender aufs eigene ADHS zu sein. „Wenn alles glänzt, romantisieren wir die Kacke“, singt er in „Tagicht“, einem Hohelied (oder doch Abgesang?) auf den Zynismus, denn Liebe ist halt doch nicht überall.


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