Rolling Stones – Love You Live

Die Rock-Opas erlebten ihren dritten Frühling. Seit Jahren haben die Stones nicht mehr so packend gespielt wie auf diesem Doppelalbum. Was Jagger singt und die Band spielt, besitzt auf einmal nicht mehr das südfranzösische Jet-Set-Flair; stattdessen kommt der Rhythm & Blues wieder unverblümt durch, ziehen die Stones frische Kraft aus ihren musikalischen Wurzeln. Das ganze Bündel großer Hits, das sie live präsentieren, gewinnt durch neue Akzente in den Arrangements an Aussagekraft und bewahrt den Plattenkäufer davor, zum 158. Mal dasselbe Stammgericht essen zu müssen. Angenehm fallen vor allem auf die Piano-Passagen von Ian Stewart und das zusätzliche rhythmische Feuer, das der Perkussions-Mann Ollie Brown entfacht.

Die LP-Seiten eins, zwei und vier des Albums wurden im Verlauf der letzten Europa-Tournee der Stones in Paris mitgeschnitten; „Hot Stuff, „StarFucker“ und „Fingerprint File“ haben mich vor allem vom Stuhl gerissen. Die verbleibende dritte Seite schließlich ist ein besonderes Bonbon: Sie enstand im „El Macombo Room“ im kanadischen Toronto, einem kleinen Club, der nur 350 Leute faßt. Hier kehren die Stones endgültig zu ihren Ursprüngen zurück, gehen „back to the roots“ und spielen saftigen Blues-Rock, wie er für die ersten Jahre ihrer Karriere typisch war. Auf dieser Plattenseite sind auch zwei bislang nicht auf Stones-Platten veröffentlichte Songs enthalten: „Mannish Boy“ und „Crackin‘ Up“.