Roxy Music
For Your Pleasure
Other (EMI)
Fast ein Jahr liess das neue Roxy-Album auf sich warten. Und wer wartete nicht darauf? Jetzt liegt es vor und man kann nicht erwarten es aufzulegen. Was Brian Ferry mit der ersten LP geschaffen hatte, schien er kaum noch überbieten zu können. Inzwischen hat die Band ein Image um sich aufgebaut, von dem ich nur hoffe, dass sie sich rechtseitig aus diesem Käfig lösen können. Die grösste Anzahl der Fans dürfte heute schon weniger auf die Musik als auf den Typen stehen. Doch zur Platte selber. Alle Stücke scheinen mir klarer, übersichtlicher und leichter verständlich geworden zu sein. Das absolut neue, geheimnisvolle und zum Teil abstrakte Songgebilde der ersten LP ist heute durchschaubarer geworden. Ihren speziellen Stil haben die Roxy’s trotzdem beibehalten. Rock’n Roll der 50er Jahre zeitgemäss gebracht mit dem elektronischen Hintergrund von Eno. Dazwischen schräge Melodien, Humor und ab und zu ein Tröpfchen Wehmut. Dank dem einmaligen Komponisten Brian ist das Gesamtbild erhalten geblieben und zeigt keine Qualitätsabfälle. In der Besetzung gab es eine kleine Veränderung: der alte Bassist stieg aus und wurde nicht mehr ersetzt. John Porter (Bass) wirkt als Gastmusiker auf dem Album mit. Die Voraussetzung, dass einem die LP gefällt ist wie schon bei ihrem Vorgänger ein 3-4 maliges Anhören. Aber spätestens dann ist man hin- und hergerissen von diesen eigenartigen, zauberhaften Klanggemälden. Die Soundexperimente Eno’s mit der fantastisch vielseitigen Stimme Brian’s und sein ebenso eindrucksvolles Keyboardspiel stehen im Vordergrund und das ist auch ganz gut so. Gitarre, Bass, Schlagzeug und die Saxes erfüllen oft nur Rythmus oder Ausfüllarbeit. Höchstens kurze Saxophonsolos sprengen den strengen Rahmen. Alles in allem ein bis ins Letzte gelungener 2. Streich der zukunftsträchtigen englischen Rockgruppe. Hört ihn euch an ‚For your (own) pleasure‘!