Scorpions – Savage Amusement

Dos Ritual ist altbekannt: Eine Scorpions-LP wird angekündigt, verschoben, wieder angekündigt, wieder verschoben. Die Perfektion hat ihren Preis. Vier Jahre nach LOVE AT FIRST STING werfen die Fab Five ihr ganzes musikalisches Renommee in die Waagschale, um zwangsläufig verlorenen Boden wieder wettzumachen, aber auch um sich und der Welt zu beweisen, daß die guten Ideen nicht im Staub des Studios verschütt gingen. Saubere Arbeit, bisweilen mit dem bekannten Hang zum Perfektionismus, ist man ja von ihnen und Dauer-Produzent Dieter Dierks gewohnt. Jeder Song wird auf Herz und Nieren nach Mängeln abgeklopft, ehe er den Zuschlag erhält. Da können sich Plattenfirma und ungeduldige Konzertveranstalter die Haare raufen: Nichts wird veröffentlicht, wenn es nicht das Scorpions-typische Gütesiegel hat. Erstaunlich, daß bei dieser langwierigen Prozedur das ihnen eigene Live-Feeling nicht verlorengeht. Diesmal schafft man gar das Kunststück, die erdige, um nicht zu sagen britisch gefärbte Ausstrahlung von LOVEDRIVE und die Leichtigkeit von LOVE AT … unter den Hut eines ebenso massiven wie (von der räumlichen Aufteilung her) plastischen Sounds zu bringen. Insgesamt neun Songs stehen zur Wohl: Vom hochtourigen Opener „Don’t Stop At The Top“, dem verschleppten „Rhythm Of Love“, dem textlich erstaunlich kritischen „Media OverkiH“ bis hin zur obligaten Ballade „Believe In Love“ bieten die Fünf Hardrock des modernsten Zuschnitts. Allen voran Sänger Klaus Meine, dessen modulationsreiches Organ selbst die härteste Gangart („Love On The Run“) mühelos meistert.