Shortlist – Riffburglar

Während dieser nur ein paar Tage dauernden Sessions haben sich die Shortlist-Leute einen persönlichen Wunsch erfüllt: Sie nahmen ein mit 17 (!) Nummern randvolles Album auf, eine Platte mit ihren Favoriten aus fremden Federn. Die gelöste Stimmung, die dabei im Studio herrschte, ist deutlich spürbar, Spontaneität und Spielfreude werden sehr groß geschrieben.

Bis zum Bizeps beidarmig in den Goldeimer gegriffen haben die Gitarristen Geoff Whitehorn und Steve Simpson, die – alles andere als protzend – greifende Kurz-Soli und feinsten Rhythmus abliefern: total gelungen in der Kreuzung aus timing, Gefühl und Prägnanz. Zudem glänzen sie als Sänger bei „Strange Brew“ und „Big Legged Woman“ (Whitehorn) und – noch gekonnter – dem alten Schmachtfetzen „High Blood Pressure“, wo Simpson zum Akkordeon den crooner aus der Elvis-Ära gibt.

Alle anderen Titel besorgt ein gewisser Sunny Spider. Nein, falsch geraten, nicht Ted Herold verbirgt sich dahinter, auch nicht Gary Glitter oder Wendtlandt. Richtig! Roger, der Reißwolf, hat schon wieder zugeschlagen. Auch er sprüht vor guter Laune, röhrt und schmeichelt, daß es eine Pracht ist.

Blendend kommt zweimal halbakustischer Country-Blues im Eilschritt, kommen das selten gebrachte „Havanna Moon“ von Chuck Berry oder klassisch swingender Boogie Woogie („Lipstick, Powder And Paint“). Es gibt souligen Stax-Sound, Bo-Diddley-Gepolter und verschlafenen Kneipenblues mit wischenden Besen. „Wang Dang Doodle“ ist drauf, „Slow Down“ und als Abgang eine kleine Jam Session plus Reprise: Chappo und die sechs Geißlein in wechselseitigem Ziegengemecker zu Bruchstücken aus „Maybelline“, „She’s About A Mover“ undwasweißich. Laufzeit total: über 50 Minuten!

Dieses „Zwischendurchprodukt“ die nächste Chapman-Live-DoLP steht kurz bevor – hat mehr Temperament und Klasse als so manche mehrmonatige Dauerwurstelei. Roger Chapman wird sich mächtig ins Zeug legen müssen, um demnächst mit Sunny Spider zumindest gleichziehen zu können. Ein Riesenwurf! Anfang März auch auf der Bühne.