Steve Miller – Abracadabra

Auf, auf, die Klingen gewetzt, es gilt mal wieder einen Dinosaurier zu schlachten! Uralt ist dieser Steve Miller, zwei -zigmillionenfach verkaufte LPs trägt er auf seinem Buckel – und kürzlich hat er sogar versucht, uns ein unsägliches Vinylprodukt mit Namen CIRCLE OF LOVE anzudrehen wohl in der Meinung, daß wir jeden Mist konsumieren, den er sich so einfallen läßt.

Ha, weit gefehlt, mein Lieber, schließlich schreiben wir das Jahr 1982, wir sind aufgeschlossen und stehen auf moderne Musiken, wie sie uns von kompetenten Medienmenschen ans Ohr gelegt werden, und wie diese wollen wir gar nicht wahrhaben, daß viele der Neutöner schon verkappte Alttöner sind, und daß die meisten von ihnen übermorgen kaum mehr bewirkt haben werden als ein lauer Furz im Sommerwind.

Okay, wie war’s, wenn wir zugäben, daß wir eigentlich jede Art von gutgemachter Popmusik mögen, egal, ob sie von Neuen oder von Alten produziert wurde? Also los, es ist legitim, Steve Millers neues Album zu mögen, denn es enthält verdammt gute Popsongs, ohne einen einzigen Flop, voller freundlicher Melodien und ganz wunderbarer Refrains, die sich auf hinterlistige Weise im Gehörgang festsetzen. Konventionell im Arrangement, mit unüberhörbaren Anleihen bei den Popheroen der 60er Jahre, konventionell auch in der Rhythmik, aber oh, so professionell und animierend, und wer will schon seinen Hintern dauernd im selben Takt der Rhythmusmaschinen wiegen?

Selbst Intellektuelle werden entzückt sein, denn die Texte reichen in bester Pop-Tradition – vom Trivialen („I’am so in love with you, Bayayybee it’s true“) über fragwürdige Metaphern („…every time I build up my case, you tear it down with your pretty face“) bis zum reinen Stuß („Abracadabra, I wanna reach out and grab ya“).

Kurz und gut: Steve Miller erweist sich erneut als echter Champion in der Disziplin „Kommerzielle Rockmusik“ und präsentiert mit ABRACADABRA einen würdigen Nachfolger von FLY LIKE AN EAGLE und BOOK OF DREAMS und ein hervorragendes Album für die Sommermonate.