Stray Cats – Gonna Ball

Die Stray Cats werden in Ungnade fallen! Wieso? Schließlich zählte man Brian Setzer & Co. zum sogenannten Neue-Welle-Lager. Die Plattenürma pries sie als den letzten Schrei an – Rockabilly war plötzlich etwas Neues (Merke: Neues läßt sich besser verkaufen) – und sogar neugewellte Kritiker waren ihnen wohlgesonnen.

Den Stray Cats selbst muß dieses Schubladen-Denken ziemlich egal gewesen sein, denn ihre zweite LP ist um einiges vielseitiger als der Vorgänger. Neben Rockabilly und Swing gibt es einige neue, alte Einflüsse – hauptsächlich rauher Rhythm & Blues. Was sollen die Plattenfirma und die Hip-Kritiker jetzt machen?

Schon wieder ein R & B – Revival ausrufen? Den Leuten einreden, der Stray Cats – R & B sei ein ganz anderer, neuer? Die Band ignorieren oder im Falle der Kritiker verreißen? Wir werden sehen.

Betrachtet man die Musik der Streunenden Katzen ohne getönte Wellen-Brille, so hat man eine schöne Tanz- und Unterhaltungs-Platte vor sich. Die Rockabüly-Stücke „Baby Blue Eyes“, „Gonna Ball“ und „Wasn’t ThatGood“ könnten auch vom Debüt Album stammen, „Rev It Up & Go“ steht in starkem Chuck Berry-Einfluß, die mit Mundharmonika vorgetragene R & B – Nummer „Cryn Shame“ erweckt Assoziationen an Nine Below Zero oder die Blues Band. „Lonely Summer Nights“ ist ein langsam vorgetragenes Blues/Swing-Gemisch mit scharfem Saxophon, das Brian Setzer wahrscheinlich in den lauen Lüften am Strand der westindischen Insel Montserrat geschrieben hat, wo auch die Platte produziert wurde.

Die größere Vielseitigkeit wird auch durch die Instrumentierung deutlich. Für GONNA BALL haben Setzer & Co. Ian Stewart und John Locke an den Keyboards engagiert – „(She’ll Stay Just) One More Day“ glänzt durch besonders schönes Orgelspiel – Lee Allen und Steve Poncar blasen die Saxophone – und Brian McDonald zeichnet für die schon erwähnte Mundharmonika verantwortlich. Der Sound der LP ist vielschichtiger als beim Debüt, und Brian Setzers Gitarre (viel Slide!) steht stärker im Vordergrund. Bleibt nur noch zu sagen, daß es für eine so junge Band wie die Stray Cats nur gut sein kann, wenn sie sich nicht frühzeitig festlegen läßt.