Superpunk – Einmal Superpunk, bitte!

Drei Jahre sind nix im Leben einer Schildkröte, aber ein dicker Zeitklumpen für den amüsierfreudigen Schnetlraucher, der nichts mehrwillals den kleinen Kick mit Seele, gerne auch Soul, also Superpunk. Drei Jahre nach wasser marsch, das das Musikmagazin Ihres Vertrauens zu einem der 25 wichtigsten deutschsprachigen Alben der vergangenen 15 Jahre wählte, kommt nun der neue Wurf der „Top Old Boys‘ aus Hamburg-München. Dereinst forderten sie „Neue Zähne für meinen Bruder und mich‘, ein Stück Gerechtigkeit also. Die Faust bleibt geballt, die Superpunks singen: „Es gibt nur ein Leben, und deshalb weigere ich mich, aufzugeben und wollen „ein bisschen Seele, jetzt.‘ Manchmal raunen sie auch, und überhaupt klingt alles weniger nach Raufen auf der Straße und mehr nach Ausfallschritten im Tanzsalon. Das liegt an der Produktion, die ist sauberer. Orgel, Gitarre und Bass sind feiner abgefedert, die Instrumente gestimmt, die Anzüge gebügelt. Punk ist nur noch die Idee, Soulmusik zu spielen, obwohl man das eigentlich nicht kann. Und auch da sind Superpunk mittlerweile Könige, denn wer macht das denn sonst im Land, Motowh und Northern Soul in einen Rockkontext setzen und dabei Pop sein? Genau: Niemand. Und schon gar nicht so, mit so viel Verve, Swing, Coolness und – einem kleinen bisschen Selbsthass. Ja ja, da ist Bitternis in den neuen Liedern, wenn Carsten Friedrichs singt: „Ich mag den Mann nicht, der ich bin oder „Bitte verlass mich! Ein Ziehen im Herzen, während das Tanzbein zuckt. Doch das Ziehen verschwindet, das Zucken bleibt. einmal superpunk. bitte! ist eine Tanzplatte durch und durch. Ein Rudel feiner Hüftschwing-Hits, nur leider nicht ganz so gut wie wasser marschi. Denn irgendwie, das bleibt als Knacks, geht das Drittwerk nicht weit genug ins Opulente, um tatsächlich der Edel-Popzu sein, der es sein könnte. Der Straßenköter-Biss wurde der Lässigkeit geopfert, und die Lässigkeit läuft mitunter ins Leere. Mitlaufen macht hier aber dennoch irre Spaß.