The Cramps – Psychedelic Jungle
Vor-Frage an meinen inneren Bruder: Können 14 Voodoobilly-Songs meine/unsere gegenwärtige geistige/innerliche Malaise überbrücken?
Antwort: CANNIBAL POWER TO THEPEOPLE.
Die Cramps gehören zu den absoluten Kennern der Trash-(Müll)-Kultur: Horror-Filme (und ihre Soundtracks) aus den 50er und frühen 60er Jahren, Horror-Comics. Ihre Freunde befinden sich in den Ruinen von Bela Lugosi/Boris Karloff/Lon Chaney Jr./Freddy Cannon. Ihr Motto: Trash Is Beautiful. Oder die Ästhetik des Horror-Schlocks. Ihr Sänger Lux Inferior faßt zusammen: „Man singt Garbage Man, aber man befindet sich eigentlich in der Nähe der Kinks und ihrer ‚Village Green Preservation Society'“
PSYCHEDELIC JUNGLE, ihr zweites Album, streift alles, was man als Eingeborener begehrt: Raub/Lust/ Voodoo/Humor/Jungle-Hop. Primitiver Rockabilly mit Scharfsinn für unverfälschte Müll-Ästhetik. Eine Mischung aus Mitte-60er-Slop-Garagen-Rock und geistiger Zerrüttung eines Heute-Americabilly. „Everything ist fine, but I can’t find my mind.“ „Can’t Find My Mind“, Cramps.
Die Cramps sind frenetische Sammler der bizarrsten obskursten Singles aus den 50er Jahren, die meist nur in geringer Auflage auf unabhängigen Labels veröffentlicht wurden (Nach der Devise: gehört, und schon im Mülleimer!). Für PSYCHEDELIC JUNGLE öffneten die Cramps ihre Plattenkammer: um ihre Versionen ans Licht zu bringen von:
„Green Fuzz“: das Stück der gleichnamigen Band erschien auf einem der PEEBLES Sampler (eine Anthologie von Garagen-Bands). Ebenso „Primitive“ von der New Yorker
Gruppe Groupies. „The Crusher“. eine Single der Novas aus Minneapolis. „Jungle Hop“: von Kid Tyler And The Flips, eine Gruppe in schwarzem Leder aus dem Jahre 1958 in Los Angeles; sehr rockig – mit einem Bo-Diddley-Beat.
„Rockin‘ Bones“: es gibt zwei Versionen: das Original von Ronnie Dos und die Version von Elroy Dietzell And The Rhythm Bandits (beide aus Texas/1957); die Cramps bringen hier ihre Interpretation der Elroy-Version.
„The Green Door“: ein Pop-Ragtime-Hit, den Jim Löwe 1954 sang. Doch es gibt auch Cramps-Originale. Wie: „The Natives Are Restless“ (Titel stammt von einem Buch der Lythia Lindsay): “ They’re doing the dances no one’s ever seen/and the barbecue with human beings/and they pick their teeth with porcupine/and wash you down with jungle vine.“
Die Musik ist ein psychedelischer Orangen-Mix. Stroll-Beat. Ebenso: „Beautiful Gardens“: „… what in the world has come over me. I’m seeing things that I should never see/spiders in my eyelids andghosts in the cheese/I lost touch with reality.“
Die Cramps spielen den wildesten Rockabilly so extrem schleppend, so morastig/schneckenrhythrnisch, daß man die exzellenten Texte gut verstehen kann. Ohne Bassisten erreichen sie den tiefsten Grab-Sound. Den Platz von Bryan Gregory (der Fuzz-Wah-Gitarrist, der die Band verließ) hat Kyd Congo eingenommen (vormals in der Blues-Reggae-Band Gun Club).Und Poison lvy spielt – wie immer – ihre wirklich vorsündflutliche Gitarre!
Ein Strip-Tease-Voodoobilly für die Strandparty bei Vollmond, unter dem Sand.
Mehr News und Stories