The High Llamas

Here Come The Rattling Trees

Drag City/Rough Trade VÖ: 22. Januar 2016

Sozialistischer Eskapismus als Beach-Boys-Pastiche.

Peckham liegt in dem Teil von London, den man als Tourist nie zu sehen bekommt. Unterhalb der Themse, weit weg vom Ufer – ein Quartier für echte Londoner, nicht für das Vorzeigevölkchen aus dem hippen Eastend. Sean O’Hagan, seit jeher ein großartiger Analyst unserer Träume, hat in Peckham die Geschichte seines, nun ja, Musicals angesiedelt.

HERE COME THE RATTLING TREES handelt von einem Freizeitzentrum, das privatisiert werden soll. Protagonistin Amy hat den Job, das neu konzipierte Haus zu vermarkten. Dabei trifft sie auf die alten Stammbesucher, die der Neuen ihre Geschichte erzählen, von Hoffnungen und Träumen berichten – und diese sehr britisch mit dem Alltag abgleichen.

O’Hagan, in Irland geboren, ist ein Sozialist mit großem Herzen. In seinen Augen tötet die Privatisierung den Humanismus; diese Meinung geht einher mit den Ansichten von Saint Etienne, die ihre durchkapitalisierte Heimatstadt ähnlich kritisch durchleuchten. Und wie die Edelpop-Kollegen findet auch Sean O’Hagan einen sehr ungewöhnlichen Sound für seine Geschichten: Seine High Llamas stehen seit jeher für intimen Beach-Boys-Klang, als wäre Brian Wilson noch gesund und hätte seine Sandkiste im Wohnzimmer jedoch nie verlassen.

HAWAII war 1996 das Großwerk der High Llamas, eine liebevoll arrangierte und hingebungsvoll komponierte Doppel-LP. Danach wurde das Projekt ein wenig elektronischer, seit einigen Jahren erscheinen O’Hagans Alben nur noch sporadisch, aber wieder im alten Klang. Und der verzückt noch immer: Jemand sollte Brian Wilson Songs wie „McKain James“ oder „Livorno“ vorspielen und ihn fragen, was er dabei fühlt. Jede Wette: Der alte Mann wäre glücklich.