The Rolling Stones – Undercover
Gleich der Opener „Undercover Of The Night“ steht voll unter Dampf: Ein überdrehter, verechoter Beat rauh und rostig, unterlegt mit abgehacktem Gitarren-Gekreisch, scratch-ähnlichen Nebeneffekten und einem wüsten, perkussiven Dub-Ausklang.
Umwerfend Neues erwartet ernsthaft wohl keiner von Jagger & Co. UNDERCOVER ist grundsätzlich die Fortsetzung altbekannter Stilmittel: Man findet Verhaltenes wie „Tie You Up“, Temporeiches wie „She Was Hot“ oder „Wanna Hold You“. Reggae-Akzente auf „Feel On Baby“, offene Gitarren-Chorusse auf „All The Way Down“…
Ernsthafte Kritik ließe sich allenfalls bei den Texten anmelden. Die sozialkritischen Töne („Street Fighting Man“) hat man den Rock-Milliardären schon in den Sechzigern nicht mehr abgenommen: Vollends unglaubwürdig wird’s, wenn die Jetsetter anno ’83 südamerikanische Gefängnisse und andere Amnesty International-Themen aufgreifen („Undercover“, „It Must Be Hell“).
Da steht ihnen der gepflegte Chauvinismus schon viel besser zum St.-Tropez-gebräunten Faltenwurf-Gesicht. Wie lallt Richards doch so gern auf die Frage nach Sex, Drugs & Rock ’n‘ Roll: „We invented it all.“ Emanzen kräuseln sich die Nackenhaare.
Wie immer verstärkte auch diesmal eine ansehnliche Riege von Gastmusikern das Stones-Quintett. In Paris bei den Aufnahmen dabei: Tastendrücker Chuck Laevell, Ex-Allman Brs., fünf Perkussionisten, unter ihnen Sly Dunbar, eine Bläsergruppe mit dem Pseudonym CHOPS und Rock-Jazz-Saxophonist David Sanborn.
Gruppenintern ist fast alles beim alten geblieben – Michael am Mikro. greift hier und da als R-Gitarrist in die Saiten oder bläst in die Mundharmonika, Keith und Ron zeigen dem drögen Wyman dann und wann, was ein richtiges Baß-Lick ist: dafür darf Bill dann das Yamaha-Piano beackern. Selbstverständlich ist auch der sechste Stone – Altvater lan Stewart – wieder mit von der Partie. Fazit: UNDERCOVER ist ein typisches, ein gutes, vor allem ein neues Stones-Album.
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