Warren Zevon – The Wind Artemis
Geschlagene zwei Wochen hat dieses Album auf dem Schreibtisch gelegen. Ich hab‘ mich nicht getraut, es zu hören, hatte Angst vor den Songs und der Stimme, die sie singt. Wie soll man die Platte eines Musikers hören, der selbige im Wissen um seinen baldigen Abgang aufgenommen hat? Das Abschiedswerk eines Songwriters. der immer schon seltsam fasziniert vom Tod schien und bei dem im August letzten Jahres ein „inoperabler Lungenkrebs“ diagnostiziert wurde. Der noch dazu wie kein Zweiter mit seinen Reimen messerscharf Illusion und Selbsttäuschung exekutieren konnte. Und der trotzdem ausgerechnet Dylans „Knockin‘ On Heavens Door“ hier noch einmal covert? Der Opener, „Dirty Life And Times“, ein fast leichtmütiger Countryschunkler: „What loyme out and ease my worried mind while Im winding down my dirty lite and limes?“ Das zweite Stück, „Disorder In The Hause“, ein schlanker, kleiner Rocker, mit Bruce Springsteen. Und dann „Heaven’s Door“ – mein Gott, wie weh tut das: Randy Mitchell weint an der Slide Guitar, Billy Bob Thornton brummt im Background, und Warren fleht: ,Open up, open up. open up!“ Keiner hat dieses Lied je so gesungen. „Prison Grove“, düsteres Lament. standhafte Piratenballade, alle sind sie da: Cooder. Lindley, wieder Springsteen, Jorge Calderon, Jim Keltner. Jackson Browne, T-Bone Burnett. „Der Abschiedsgruß: „Keep Me In Your Heart“. Wer würde das nicht, der diese Songs gehört hat? Vorher, in „Rub Me Raw“ raunzt der alte Troubadour: „I’m going to take it with class“ hier verbietet sich profane Wertung. Stattdessen: the wind ist groß, würdig, wahrhaftig! (ohne Wertung)
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