Wir
Gar schrecklich kann das Familienleben sein. Zum Beispiel dann, wenn Er und Sie sich nur noch gegenseitig bewohnen und im Laufe der jahrzehntelangen Beziehung dazu übergehen, sich mit „Mutti“ und „Vati“ anzureden – und am Ende nicht viel übrig bleibt außer der Flucht in den Bastelkeller (er) und in die Seidenmalerei (sie). Doch das Familienleben kann auch extrem sonnig sein. Dann etwa, wenn sich zwei Mitglieder einer Label-Familie knuddelnd zusammentun, Rückschau halten, das Beste auf zwei CDs fusionieren und ganz nebenbei Indie- und Elektronikmomente miteinander fummeln lassen, wir heißt die wohlfeil kompilierte Doppel-CD, auf der sich sämtliche relevanten Produkte der Hamburger von Ladomat und L’Age D’Or tummeln: Auf die schnuckelige Knistertüten-Elektronik in „Where The Rabbit Sleep“ von Sensorama folgt mit viel Soul der Doppelgaragenpunk von Superpunk; „Bizarre Love Triangle“, die quietschefröhliche New-Order-Adaption von Commercial Breakup, wird konterkariert von den mit „Sieh mich nicht an“ wie stets staubtrocken reitenden Grofistadtcowboys Fink; Tocotronic sind, ganz gleich ob im Original oder im „Freiburg V3.0′-Remix von Console, ein Hit. Erwähnten wir schon, dass auf wir auch Miss Kittin, Jan Gazarra und Justus Köhnke mit von der Partie sind? Dann ist das hiermit geschehen und macht alles in allem: 35 Tracks und ein Fazit – wenn einem so viel Gutes wird beschert, ist das schon ein wir Gefühl wert. Und bitte: nicht nachlassen, weiter dran ziehen. So ein wiR-Gefühl ist bitter notig.
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