X-Ray Spex – Germ Free Adolescens

X-Ray Spex sind in Deutschland kaum bekannt – ihre Singles wurden hierzulande teilweise gar nicht veröffentlicht. In England schafften sie alle die Top 30, wo auch jetzt „Germ Free Adolescens“ steht, der Titelsong ihres ersten Albums. Und das ist eine amüsante Beschreibung der Saubermann-Deodorant-Sterilität.

X-Ray Spex ist in erster Linie Sängerin und Textschreiberin Poly Styrene, die ihre Songs meist mit schrüler, aggressiver, etwas dissonanter Stimme vorträgt; wenn sie dabei hin und wieder eine falsche Note erwischt, dann stört es einen kaum. Die Band besteht aus Chek Airport (g), Paul Dean (b), Bp. Hurding (dr) und Rudi Thomson (sax). Und genau jener Rudi ist es, der den kindlichen New-Wave-Liedchen einen dekadenten Roxy Musik-Touch verleiht. Seine Spielweise erinnert oft an den frühen Andy Mackay-Manierismus. X-Ray Spex spielen poppige Teeny-Musik, frech, unterhaltsam, zu naiv provokativen Texten, die nicht zur Revolution aufrufen, aber dennoch gesellschaftskritisch sind. Poly Styrene versteht sich und ihre Generation als Geschöpfe einer Plastik- und Supermarktwelt, deshalb ist auch die Komposition „Warrior In Woolworths“ ein treffendes Zeitbild, zudem einer der besten Songs des Albums. Auch „I Am A Poseur oder „Art-I-Ficial“ und „I Can’t Do Anything “ (mit marschähnlichem Sprechchorus zu einem Militärsaxophon) geben unverblümte Kommentare über die deformierte Menschheit des 20. Jahrhunderts ab.

Ein Fazit von X-Ray Spex‘ Thematik wäre „My mind is like a plastic bag“, doch leider ist ausgerechnet dieser absurde Text über Werbespots und Informationsflut musikalisch etwas danebengeraten. Aber, wie schon gesagt, das stört einen bei „Germ Free Adolescens“ gar nicht so sehr, denn X-Ray Spex klingen wie ein aufsässiger Schulchor, der die inzwischen etablierten Blondie als gelangweilte Profis entlarvt.