Yardbirds :: Drei Re-Releases
1965 bis 1967, da waren die Londoner Yardbirds die Creme des hochelektrifizierten Rhythm’n’Blues. Sie konnten auf innovative Hit-Singles mit grandiosen A- (und lahmen B-) Seiten verweisen, die sich durch umwerfend unkonventionelle Melodien und Keith Reifs kehlige Vocals hervortaten, vor allem jedoch durch wilde, verzerrte und aggressive Alleingänge Jeff Becks an der Gitarre dessen Vorgänger übrigens Eric Clapton war. Als es Anfang 1965 nämlich in den Top 20 und Medien ernst mit den Yardbirds zu werden drohte, quittierte Eric,damals heißester Tip der Londoner Club-Szene, den Dienst wegen „Desinteresses an Chart-Plazierungen“. Das passierte unmittelbar bevor das Album FOR YOUR LOVE (1965), 4 Sterne, beendet wurde und der Titelsong im April die Spitze der britischen Charts besetzte. Das Leit-Riff auf dem Cembalo (von Brian Auger) intoniert,eine harsche Rhythmuswendung im Zentrum, der mystisch-perkussive Abgesang: exakt der Stoff, mit dem der Britrock die Musikwelt aus den Angeln hob. Die restlichen Songs, engagiert eingespielt von Clapton, Chris Dreja (git), Jim McCarty (dr), Reif und Paul Samwell-Smith (bg) – Beck ist an drei von elf Tracks beteiligt-genügten Rhythm’n’Blues-Mittelmaß, garniert mit einem wunderschönen Clapton-Solo („Go To Hurry“) und einer grauenhaften Coverversion von „Hang On Sloopy“. Der LP-Nachfolger HAVING A RAVE UP, 6 Sterne, von 1966 strotzte vor extraordinären Hits. „Evil Hearted You“,“Still I’m Sad“, „Heart Full Of Soul“ und „Shapes Of Things“ (unter den Bonus-Tracks) zählen ohne Frage bis heute zu den Großtaten der Branche. Vor allem waren die urgewaltigen Riffs und messerscharfen Soli Jeff Becks ihrer Zeit voraus. Das ’66 OVER UNDER SIDEWAYS DOWN, 4 Sterne, noch ohne Jimmy Page aufgenommen, bestätigte voll und ganz den Ruf der Yardbirds als Experten der Single-Strategie. Von Insidern wird das Album als „Roger The Engineer“ betitelt: So hieß die von Dreja karikierte Figur auf dem Originalcover. Einige herausragende Song-Unikate („He’s Always There“, „Lost Woman“), wenige Ausfälle („Farewell“), alles in einem eher ein annehmbares Zeitdokument denn ein Meilenstein der Musikgeschichte. Ohnehin lagen die zukünftigen Hall-Of-Fame-Argumente bereits hinter den Yardbirds (ihre Singles-Hits) bzw. noch vor ihnen (die Karrieren von Clapton, Beck und Page).
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