Spotify schließt 2022 mit Nutzer*innen-Anstieg ab – und finanziellen Verlusten


Die schwedische Firma, deren Geschäftsmodell Musikhören weltweit beeinflusst und verändert hat, baut ihre Vormachtstellung im globalen Markt weiter aus. Finanziell steht sie trotzdem weiter eher wackelig da. Für die Zukunft ist geplant, den Erfolg des Modells „Podcast“ zu reproduzieren.

Der schwedische Streaming-Riese Spotify hat am 31. Januar 2023 seinen letzten Quartalsbericht für 2022 veröffentlicht. In der Folge stieg der Wert von Unternehmens-Aktien am New Yorker Handelsplatz NYSE binnen einiger Stunden um zwölf Prozent an. Hauptgrund dürfte das ausgewiesene Nutzer*innenwachstum der Plattform sein.

Anstieg der Anzahl aktiver Nutzer*innen

Zwischen dem 31. September und dem 31. Dezember gewann das Unternehmen demnach insgesamt 33 Millionen Nutzer*innen weltweit. Unter ihnen 10 Millionen zahlende Kund*innen, die Spotifys Premium-Angebot nutzen. Die Zahl monatlich zahlender Abonnent*innen stieg damit erstmals über eine Marke von 200 Millionen, auf ungefähr 205. Dies entspricht einem Anteil von 41% der Gesamtkundschaft von nun 489 Millionen unterschiedlicher aktiver Nutzer*innen pro Monat („monthly active Users“, kurz MAU).

Auch die geographische Verteilung der Nutzer*innenzahlen dürfte zum gestiegenen Handelsvolumen der Aktie beigetragen haben: Im vierten Quartal stiegen die Zahlen werbefinanzierter Hörer*innen besonders in Indien und Indonesien stark. Insgesamt sind Anstiege im Segment „Rest der Welt“ (gegenüber den für das Unternehmen traditionell etablierten Märkten Europa, Nordamerika und Lateinamerika) der prozentual größte Treiber dieses Wachstums. Besonders die Erfolge der „#SpotifyWrapped“-Strategie und der gezielten Werbung für die „Gen-Z“ seien allerdings ebenfalls spürbar.

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Finanzen

Mit den Nutzer*innenzahlen steigen auch Werbe- und Abo-Einnahmen. Der Umsatz der Schweden wuchs in Folge dessen auf 3,17 Milliarden Euro an. Verantwortlich dafür ist auch, dass im vergangenen Jahr in über 40 Märkten Preiserhöhungen vorgenommen worden. Außerdem wurde das Angebot durch diversere Abo-Modelle verstärkt.

Allerdings verzeichnet das Unternehmen weiterhin insgesamt finanziell Verluste. Das schnelle Wachstum der vergangenen Jahre hat auch steigende Personalkosten mit sich gebracht. Treiber beider Entwicklungen war insbesondere die Erweiterung des Podcast-Segments durch millionenschwere Exklusivverträge und die Akquise einer Reihe von Produktionsfirmen. Weiterhin macht das Unternehmen Währungsschwankungen und steigende Werbe- und Produktionskosten für den operativen Verlust von 270 Millionen Euro im gesamten Jahr verantwortlich.

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Um derart drastisch rote Zahlen in Zukunft zu vermeiden, wurde bereits am 23. Januar angekündigt, dass rund 600 Mitarbeiter*innen entlassen werden. Darunter auch die seit 2018 beschäftigte Architektin der Podcast-Offensive Dawn Ostroff. Sie hat Spotifys heutiges Geschäft maßgeblich mitgestaltet und ist unter anderem für den Exklusivvertrag mit der Produktionsfirma von Barack und Michelle Obama verantwortlich. Nach einer Phase rapiden Wachstums und starken Investitionen, speziell in Podcasts, will der Konzern nun zur Konsolidierung seiner Markstellung übergehen. Kern dieser Initiative ist es, das Geschäft möglichst effizient zu gestalten.

Nahe und ferne Zukunft

In einer Rede zur möglichen Zukunft seines Unternehmens hat CEO Daniel Ek angekündigt, die traditionellen Stärken des Geschäftsmodells weiter bespielen zu wollen, speziell die leichte Zugänglichkeit und die Möglichkeiten zur Personalisierung. Außerdem sieht er große Potentiale darin, neue Produktarten neben Podcasts und traditionellem Musik-Streaming zu etablieren. 2022 wurde, als vielleicht erster Hinweis auf die Konkretisierung dieses Vorhabens ,die Platte LA NENA DE ARGENTINA der argentinischen Sängerin Maria Becerra als sogenanntes „Enhanced Album“ veröffentlicht. Für den mobilen Gebrauch optimiert hat Spotify eine Playlist erstellt in der die Sängerin in Kurzvideos zwischen den Songs des Albums dessen Themen und Entstehung erläutert.

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Für die nähere Zukunft ist prognostiziert, dass die MAU-Zahlen im ersten Quartal 2023 auf über eine halbe Milliarde weltweit steigen werden. Neben diesem Meilenstein soll der operative Verlust relativ drastisch auf 194 Millionen Euro sinken. Auch die Zahl der Abonnent*innen soll weiter wachsen, obwohl sie zuletzt in den etablierten Märkten Europa und Nordamerika jeweils um zwei und drei Prozent gefallen ist. Die Globalität der Marke Spotify ist ihre derzeit größte Stärke.

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