Susanna Hoffs – Oh Susanna


Schon bei den Bangles war sie der harte Mann. Daß Susanna Hoffs nach dem Krach noch immer die Hosen anhat, konnte ME/Sounds-Mitarbeiter Helmut Werb erfahren, als er die streitbare Dame zu einer Foto- und Interview-Session empfing.

Ich will die Hose!“ Bei Susanna bricht leichte Panik aus. Ihr gefallen die Klamotten nicht, die sie zur Fotosession mitgebracht hat. Den Kofferraum ihres weißen BMWs hat sie schon umgekrempelt, aber da findet sie auch nichts Passendes. Da muß Randy ran. die Phillips-Hälfte ihres Manager-Duos Stiefel/Phillips. Randys Hose würde genau zur Bluse passen. Also läßt Randy die Hose runter. Was tut man nicht alles für den neuen Stern an Hollywoods Musik-Firmament. Während Randy schmollend in der Garderobe zurückbleibt und in Unterhosen am Mobil-Telefon weiterhin kräftig Deals dealt, gibt sich Susanna befriedigt der Kamera hin: „Nun mach schon!“ schnauzt sie mich an.

Der Streß, ach, der Streß! Elf Tage sei sie nun schon unterwegs, um ihre neue Scheibe WHEN YOU’RE A BOY zu promoten. entschuldigt sie sich umgehend, morgen sitzt sie schon wieder im Flieger, und dazwischen muß sie sich noch ein neues Haus kaufen. Das hält die härteste Rockerbraut nicht aus.

Sie sollte es eigentlich gewohnt sein, immerhin waren ihre Tage bei den Bangles. der Gören-Band der 80er Jahre, auch schon nervig genug. „Am Schluß war es besonders schlimm“, erinnert sie sich, während sie die überproportionierte Hose zuschnürt. “ Ich war die Sängerin, das Image der Band. Den anderen paßte das nicht. Eifersucht. Für die war die Band wie ein kommunistisches Land, wo alle den gleichen Rang haben müssen. “ Hinter den Kulissen der letzten Bangles-Tournee kam es zu handfesten Auseinandersetzungen zwischen den Mädchen, ins Extrem gesteigert durch Suff und Drogen. Der Bruch war schon vollzogen, bevor die Band offiziell auseinanderbrach. Heute sieht Hoffs das Trauerspiel als Fingerzeig des Schicksals: „Endlich redet mir keiner in meine Musik hinein.“

Und die ist nicht von schlechten Eltern. Hoffs tat sich mit den alten Bangles-Songschmieden Billy Steinberg und Tom Kelly zusammen, holte den Produzenten der beiden ersten Bangles-LPs (David Kahne), kaufte sich die Creme de la Creme der El Lay-Studiomusiker (plus Whos John Entwistle) und baute eine Popscheibe, die kalifornischen Dudes und Gals den Tanz-Schweiß durch den Anti-Perspirant treibt. Dazu verkauft sie ihr Album mit allem, was sie hat. Viel steht auf dem Spiel. Ihre Top-Manager, die auch Rod Stewart in der Scheune haben, stehen ihr zur Seite wie die Eltern eines hoffnungsfrohen Sprößlings — beide begleiten sie zu Interview und Fotosession, nichts darf dem Zufall überlassen bleiben. Die Fotos sollen sexy sein (was bei ihrer nicht gerade üppigen Figur gewisse Schwierigkeiten bereitet) und das Interview-Geplappere tiefgründig, bitte. Sie hat schließlich einen Ruf zu verteidigen, immerhin ist Papa Psychiater und Mama sonstige Künstlerin — Los Angeles eben!

Deshalb habe sie auch keine Hemmungen, über Tabu-Themen zu sprechen. Nein, verkündet sie stolz, Plastic Surgery lehne sie ab, einen Tittenjob möchte sie nicht, Männer würden das Bearbeitete nicht gerne anrühren. Und ja. Warren Beatty hätte sie mal angemacht, sie aber dankend abgelehnt; sie stehe eben auf jüngere Männer. Aber wenn sie mal dabei ist, dann wird sie zum Pro. Sie spricht über die Deals, die Promos, die Videos wie ein Marketing-Manager. „Ich bin Kontroll-Freak. Das ist mein Gesicht auf dem Cover, meine Stimme auf der Platte. Wenn ich Mist baue, baue ich meinen Mist allein. “ Randv kriegt seine Hose zurück.