Tarzan – Herr der Affen


Nun schwingt er wieder von Ast zu Ast: Zum 17. Mal versucht sich ein Schauspieler an der wohl populärsten Gestalt, die je die Kinogänger zum Träumen gebracht hat - Tarzan, der Herr des Urwalds. Der Engländer Hugh Hudson, der durch seinen Sport-Film "Die Stunde des Siegers" bekannt wurde, hat den 43. Tarzan-Film gedreht. Die amerikanischen Kritiker behaupten, es sei der bislang beste.

Das hätte sein „geistiger“ Vater sicherlich nicht im Traum erwartet: Als Edgar Rice Burroughs 1914 seinen ersten Tarzan-Roman veröffentlichte und darin vom englischen Earl Greystoke berichtete, der in Afrika strandet und seinen Sohn an eine Schimpansen-Familie verliert, war der Triumphzug des „Affenmenschen“ in der Tat nicht vorauszusehen. Doch seitdem hat sich viel getan.

Schon 1918 spielte ein gewisser Elmo Licoln den ersten (noch stummen) Urwaldkönig. Dann ging es Schlag auf Schlag. Nach den Motiven, die Burroughs bis zu seinem Tod im Jahre 1952 in 26 Tarzan-Büchern ersann, spielten insgesamt 16 Schauspieler in 42 Filmen den Helden des Urwalds. Der bekannteste und am längsten herrschende Dschungel-King dürfte immer noch Johnny Weissmüller sein.

Nach Radio-Hörspielen (insgesamt 500 Folgen) und 57 Fernsehsenenfolgen kehrte der Freund der Tiere und Lianen immer wieder auf die Leinwand zurück, um den Guten zum Sieg zu verhelfen.

Das trieb zuweilen seltsame Blüten. So kämpfte Tarzan für Hollywood während des Zweiten Weltkriegs selbst gegen die Nazis und ließ seine Schimpansen-Freundin mit dem Führerhauptquartier telefonieren. Zuletzt handelte sich Traumfrau Bo Derek gerichtliche Auseinandersetzungen mit den Burroughs-Erben ein. In ihrem Tarzan-Film wälzte sie sich 1981 so verführerisch mit den Affen am Boden, daß den konservativen Nachlassverwaltern Sex mit Tieren in den Sinn kam; was sicherlich nicht ganz unbeabsichtigt war.

Hugh Hudson und „sein“ Tarzan Christopher Lambert (Jahrgang 1945) schworen da eher wieder auf Treue zum Original: Ein Schiffsunglück wirft Earl Greystoke und seine hochschwangere Frau an die Küste Westafrikas. Die Mutter stirbt bei der Geburt, eine riesige kinderlose Schimpansin raubt das Baby.

Jahre später entdeckt der lwtzte Überlebende einer zweiten Expedition den 7. Earl of Greystoke – ein Wesen, halb Mensch, halb Affe (was seine Ideen und Fähigkeiten anlangt). Der Naturfreund – im Film fällt der Name Tarzan – wird nach England zurückexportiert.

Dort warten ein freudig erregter Großvater, eine liebevolle Waise, ein geldgieriger Erbschaftsschleicher – vor allem aber eine verknöcherte viktorianische Gesellschaft auf ihn.

Tarzan wird so automatisch zu einer Figur, an der sich immer wieder Gesellschaftskritik in lockerer, und oft auch erhellend komischer Form festmachen läßt. Zivilisierte Umgangsformen mit all ihren negativen Seiten werden durch ihn spielerisch enttarnt. Zu Geld hat er kein Verhältnis, für heutige „grüne“ Anliegen ist er der ideale Propagandist.

So darf er auch in seinem 43. Film wieder Tiere aus Kerkern befreien, Ausbeutung der Natur anprangern und sich schließlich von den Menschen angewidert in seine natürliche Heimat, den Dschungel, zurückziehen.

Schweren Herzens muß Jane, seine Liebe aus England, von ihm Abschied nehmen. Befreit und glücklich entschwindet Tarzan zwischen Lianen und Buschblattern…

Seine „Familie“ wartet schon auf ihn. Und wir dürfen auf eine 44. Fortsetung hoffen. Die, das läßt sich wetten, kommt so sicher wie der nächste Tropenregen Kinostart:14. Dezember