U2: Achtung Baby


(1991) (Island/Universal)

In einem Punkt haben es Mega-Bands vielleicht tatsächlich schwerer als Nicht-Mega-Bands: Es bedarf wirklich einiger Anstrengung, um im Dunstkreis schwerer Limousinen, willfährig schulterklopfender Höflinge etc. nicht den Kontakt zum musikalischen Zeitgeist zu verlieren. Im Falle von U2 führte dieses Bemühen im November 1990 zu einer Reise ins jüngst wiedervereinte und jetzt vor aufgeregter Aufbruchstimmung brodelnde Berlin sowie zum Erwerb einiger Trabbis. „Achtung Baby“ bedeutete für die Iren die Abkehr vom pathosschwangeren Puritanismus hin zu Humor, Hedonismus und Hightech. Britische Dancefloor-Strömungen von Rave bis Soul II Soul, aber auch die Industrial-Sounds von Undergroundlern wie Nine Inch Nails beeinflussten nun das Klanggewand der Band, die bisherigen Sound-Trademarks wie The Edges typische Gitarrenarbeit und Bonos Gesang wurden verfremdet und zum Teil tief im facettenreichen Mix vergraben. Mit „Achtung Baby“ gingen U2 auf Kurs in die Zukunft: Go, Trabbi, Go!

Produzenten: Daniel Lanois & Brian Eno

Beste Tracks: „One“, „Even Better Than The Real Thing“

What’s the story? Die Berliner Hansa Studios, in denen ein Großteil der Sessions stattfand, waren im Dritten Reich ein Ballsaal gewesen. U2s Co-Produzent Brian Eno war 13 Jahre vor der „Achtung Baby“-Produktion schon einmal hier am Werk: Mit David Bowie, den es in den 70ern in die damals-noch-Mauerstadt verschlagen hatte [und dem U2 mit ihrer Pilgerreise nacheiferten] nahm er hier 1977 dessen Klassiker „Heroes“ auf.