„Verfluchtes Amsterdam“ – Grauen in der Gracht


Großes Action-Kino aus dem kleinen Filmland Holland. Der Versuch, den größten Star des Landes wie James Bond durch die idyllischen Grachten zu jagen, ist allerdings nur bedingt gelungen.

Aus tiefblauer Brühe taucht die Kamera auf. Ein Blick nach rechts, einer nach links: Die Gracht bei Nacht, friedlich und menschenleer. Dann wieder runter unter die Wasseroberfläche.

Ein paar Schritte weiter macht eine Nutte Feierabend. Der Taxifahrer, der sie nach Hause bringt, wittert leichte Beute und geht ihr an die Wäsche. Mit routiniertem Griff befreit sie sich, stürzt aus der Beifahrertür, landet unsanft auf dem Pflaster.

Verglichen mit dem, was ihr gleich blühen wird, ist das ein Wehwehchen: Ein Wesen, das der Zuschauer nicht sehen darf, überfällt sie. Es muß ein Monster sein. Ein kurzer Schrei, dann ist es ruhig.

Tags darauf erst begegnen wir der Frau wieder. Blutüberströmt und kopfüber baumelt sie an einem Seil von einer Brücke. Ein Boot, voll mit Touristen, nähert sich. Der Bug spießt die Leiche auf. Der tote Körper, noch immer am Seil, holpert über das gläserne Sightseeing-Dach, hinterläßt häßliche rote Schlieren und plumpst schließlich ins Innere.

„Verfluchtes Amsterdam“ (Originaltitel: „Amsterdamned“) beginnt wie ein früherer Film von John Carpenter und zerfällt später in zwei Ebenen, die sich nicht miteinander vertragen: Immer wenn wir in die Nähe des unheimlichen Schlitzers geführt werden, sind wir im Reich der Fantasy. Amsterdam bei Nacht, auf und zwischen den Kanälen, beleuchtet wie ein Neon-Comic.

Sobald es aber Tag wird und Huub Stapel wie ein holländischer Schimanski an die Aufklärung des Falles geht, bricht das ganze Dilemma des europäischen Polizeifilms aus.

Regisseur Dick Maas war mit „Fahrstuhl des Grauens“ und „Familienbande“ international erfolgreich. Auch „Amsterdamned“ ist spannend, hat überraschende Momente und protzt gegen Ende mit Action. Leider wird man das Gefühl nicht los, daß sich Maas, aus welchen Gründen auch immer, auf eine Kompromißlösung eingelassen hat.