Warum Rammsteins „Deutschland“-Video zu einem Konzertverbot für die Band beitragen könnte


Vor vier Jahren sorgten Rammstein mit ihrem „Deutschland“-Video für eine Kontroverse — nun könnte dies im Zuge des Lindemann-Skandals zu einem Konzertverbot beitragen.

Die Empörung war groß, als Rammstein im März 2019 einen Videoteaser zu ihrer Single „Deutschland“ veröffentlichten. Die Berliner Band war in dem rund 35-sekündigen Ausschnitt in Häftlingskleidung zu sehen, die an jene von KZ-Gefangenen im Zweiten Weltkrieg erinnerte. Gitarrist Paul Landers trug dabei einen gelben Judenstern auf seiner Brust, die Band stand – den Kopf in der Schlinge – an einem Galgen. Am Ende des Teasers erschien der Songtitel in Frakturschrift. Dieser Ausschnitt wurde daraufhin kontrovers diskutiert, für viele stellten die Bilder eine Geschmacklosigkeit, für andere eine Verhöhnung der Opfer des NS-Regimes dar.

Egon Werler live in Leipzig

„Mit diesem Video hat die Band eine Grenze überschritten. Wie Rammstein hier das Leid und die Ermordung von Millionen zu Entertainmentzwecken missbraucht, ist frivol und abstoßend“, erklärte damals die Ex-Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch. Der jüdische Historiker Michael Wolffsohn sah das ähnlich und bezeichnete den Teaser als eine „Form von Leichenschändung. Völlig inakzeptabel!“ Karin Prien, die Sprecherin des Jüdischen Forums in der CDU, sprach damals von einer „widerlichen Geschmacklosigkeit“, die nur dazu diene, um „Klicks zu erzeugen.“

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Trägt das Video zu einem Konzertverbot für Rammstein bei?

Mehr als vier Jahre nach Veröffentlichung des Videos entflammt dieser Diskurs im Rahmen der Missbrauchsvorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann neu auf. Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, bezeichnete das Video in einem Interview mit den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“ als etwas, das „mit perfider Vernichtungslager-Optik die Opfer der Schoah verhöhnt.“

Er sprach sogar über ein mögliches Konzertverbot für die Berliner Gruppe – und hält es laut eigenen Angaben für „fragwürdig, ob die geplanten Rammstein-Konzerte in Berlin im vom Land betriebenen Olympiastadion so stattfinden sollten“. Klein weiter: „Antidemokratische Diskriminierungen wie Antisemitismus, Frauenverachtung und Rassismus gehen oftmals Hand in Hand. Wir sollten die betroffenen Frauen ernst nehmen, genauso wie wir Jüdinnen und Juden ernst nehmen sollten, wenn es um Antisemitismus geht“. Man dürfe es nicht zulassen, „dass die Grenzen des Sag- und Machbaren immer weiter verschoben werden, auch wenn das unter dem Deckmantel der Kunstfreiheit geschieht.“

Lindemann-Skandal beschäftigt die Musikbranche

Seit Wochen stehen Rammstein im Fokus öffentlicher Kritik, nachdem berichtet worden war, dass die Berliner Band angeblich ein eigenes System erdacht haben soll, um junge Frauen für Sex auf Aftershow-Partys nach den Konzerten zu gewinnen, inzwischen als „Row Zero“ bekannt.

Dabei war von einigen Frauen (anonym) auch der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs bzw. des übergriffigen Verhaltens erhoben worden. Rammstein haben in einem Statement darum gebeten, Vorverurteilungen zu unterlassen. Sänger Lindemann wies unterdessen alle Anschuldigungen über seine Anwälte als ohne Ausnahme unwahr zurück. Mittlerweile ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Rammstein-Sänger. Schlagzeuger Christoph Schneider distanziert sich von seinem Bandkollegen.