Wie vom Mars


Das "schwierige zweite Album" - kein Problem für The Killers. Die machen einfach alles noch lauter, noch größer, noch glänzender.

Der Londoner Stadtteil Willesden kennt den Sound von pfeifenden Pistolenkugeln. Hier und im anliegenden Harlesden hausen Drogengangs, die mit Leben nicht zimperlich umspringen. Treffend der Name des Aufnahmestudios, wo die Killers aus Las Vegas dabei sind, ihrem Zweitling den letzten Schliff geben: Assault & Battery heiß! es und gehört zu den besten in der Stadt. Wieviele Londoner Nobelstudios übt es sich in perfekter Mimikri: Kein Mensch käme auf die Idee, in der Bruchbude millionenschwere Superstars zu vermuten. Vier Millionen Mal ist das Debüt der Killers über den Ladentisch gegangen; mit seiner Melange aus Cure, Duran und U2 definierte es den chromgleißenden Zeitgeist von 2004. Lang ist andererseits die Liste von Bands, die beim Versuch, den Erfolg eines Erstlings zu konsolidieren, verkrampften und in der Selbstvernichtung endeten. Die Killers wollen sich da nicht einreihen: „Die Aufnahmen fürs neue Album machen sogar noch mehr Spaß“, sagt Drummer Ronnie Vannuci in der nüchternen Art der Killers. „Wir sind besser geworden. Wirverstehen den Arbeitsprozeß besser. Und wir hatten mehr Zeit.“ Die fünf unter Regie der Produzenten Flood und Alan Moulder bisher fertiggestellten Songs, die man unter strenger Bewachung zu hören bekommt, zeigen vor allem, daß die Killersche Wall of Sound noch höher, lauter und dichter geworden ist. Am auffälligsten ist“.Uncle Johnny“, ein höllisch bedrohliches Stück Rock, das früher „Uncle Johnny Did Cocaine“ hieß und die Band von einer neuen, düsteren Seite zeigt. Weitere Titel: „Why Do I Keep Counting mit schimmernden Gitarren und saftigen Pianos, „Bones“ mit einem Queen-artigen Chorintro, „When You Were Young“, „Sam’sTown“ und „Read My Mind “ – lauter pfundige potentielle Hits mit grandiosen Melodien, in denen auch mal organische Bläser und Geiger auftreten, allesamt perfekt auf die kommenden Stadiongigs zugeschnitten. Derweil die Band im Gespräch immer noch scheu wirkt wie ein Haufen Anfänger aus der Provinz, erklärt Sänger Brandon Flowers, daß man nie etwas anderes gewollt habe als große Sounds und große Songs: „Unser erster Manager meinte mal, wie toll es wäre, wenn wir vom Debütalbum, für das wir gerade die Demos aufnahmen, 200.000 Stück verkaufen würden“, sagt er. „Das gab mir zu denken. Wir haben da eine andere Mentalität. 200.000 Exemplare wären ja durchaus okay gewesen, aber wir legten die Latte höher. Wir strebten schon danach, die Größten und die Besten zu sein, als wir noch in winzigen Punk-Schuppen in Las Vegas auftraten und die Leute uns anguckten, als stammten wir vom Mars.

www.islandrecords.com/thekillers/