Eels :: Daisies Of The Galaxy

Allein schon, wie es losgeht: Eine Blaskapelle, vielleicht ein Beerdigungsmarsch, vielleicht ein zwanzigsekündiges Intro für den Frühling, der genau in diesem Moment zu beginnen scheint, die aufgehende Sonne nach einer langen finsteren Nacht. Es hat ein paar Jahre gedauert, um zu kapieren, wie sehr

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ein Lebensgefühl transportiert, ein Gefühl von eben erst getrockneten Tränen und Aufatmen und einem unerwarteten glucksenden Lächeln, weil: das ist die Welt, und das ist traurig und schön und so, wie es ist, und die Angst ist die Angst und die Hoffnung ist die Hoffnung, und alles in allem geht’s. Wie diese Platte ‚ja‘ sagt, gehört zum ehrlichsten und schönsten, das die Popmusik je hervorgebracht hat.

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gehört zu den Platten, die man ewig nicht gehört hat, und wenn sie plötzlich wiederkommen, merkt man, wie sich jedes Lied längst ins eigene Leben eingeschrieben hat, wie sich einzelne Sätze bewahrheitet haben und tausend mal erlebte Situationen sich schon damals – sieben Jahre gerade mal, aber es kommt mir vor wie Urzeiten – in Musik ausgedrückt gefunden haben, die treffender und berührender nicht geschrieben werden könnte.Nach dem kathartischen Meisterwerk ELECTRO-SHOCK BLUES schien

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im Jahr 2000 zunächst wie ein Leichtgewicht, Eels für Weicheier, einfach zu schön um wahr zu sein. Aber je mehr Mark Oliver Everett in den Folgejahren versucht hat, seine Dämonen auszutreiben, seiner Sorgen Herr zu werden und seine Geschichte in allen möglichen Verbergungen und Rollenspielen aufzuarbeiten, desto klarer wurde, dass wir hier schon die ganze Wahrheit haben, in a nutshell: Das schiefe Pfeifen von „I Like Birds“, die traurige Schönheit von „Daisies Of The Galaxy“, die einfache Weisheit von „A Daisy Through Concrete“, dazu die unwiderstehliche Krimimelodie von „Flyswatter“ (bei der ich mich seit Jahren frage, ob ich hier ein Zitat nicht erkannt habe) und die nichtsdestotrotz-fröhliche Stinkefingeraufbruchstimmung von „Tiger In My Tank“.Gegen Ende – ab „Jeannies’s Diary“ – schwächelt

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zugegebenermaßen ein wenig. Aber dann kommt das ungelistete „Mr. E’s Beautiful Blues“, und so plump dieses Lied auch ist, muss doch jeder, der je das Glück hatte, unter einem blauen Himmel genau dort anzukommen, wo er hinwollte, verstehen, dass die Wahrheit manchmal ganz einfach ist.

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ist eine Platte fürs Leben, eine Platte über das Leben und eine Platte, die die Wahrheit aufs Schönste in Musik zu verwandeln vermag. Eine Platte, die mit all den Erinnerungen und Unklarheiten verwundert in die Morgensonne blinzelt und erstaunt feststellt: „I think, you know, I’ll be okay.“

Michael Wopperer – 09.10.2007

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