Pictures Of An Exhibitionist

Eine der wenigen mäßig humorigen Passagen handelt von Keith Emersons Überlegung, dass, hätte er Jimi Hendrix zur Mitwirkung an der geplanten Supergroup mit Greg Lake und Carl Palmer überreden können, die Abkürzung nicht ELP. sondern HELP gelautet haben müsste. Was ihm damals erspart blieb, dürfen die Leser seiner Autobiographie ausbaden. Deren Hilferufe kann man schon gar nicht mehr zählen. Angeblich fürchtete Emerson vor seiner Handoperation, es ginge mit ihm zu Ende; sein ganzes Tun und Lassen lief als Film vor seinem inneren Auge ab. Dieser Idee folgt die „Konstruktion“ des Buches. Nur müsste man halt schreiben können. Emo kann es nicht. Und er hat wohl über der zweiten Hälfte „seines“ Stoffs auch die Lust verloren. Oder einen albanischen Ghostwriter angeheuert. Vielerorts glaubt man als Leser, der Autor glaube, seine Leser glaubten, die teils assoziativ aneinander gehäkelten Fäktchen seien tatsächlich ein Leben gewesen. So geht das aber nicht. Stattdessen dürfen wir vorliebnehmen mit ein paar Eskapädchen, die uns jede Schützenfestkapelle erzählen könnte [und leider ungefragt auch tut]. Greg Lake hat Leonard Bernstein freche Antworten gegeben, Nice-Drummer Brian Davidson ist mal beim Konzert die Triangel runtergefallen. Hoppla! Wie ein dezidiert schüchterner Pianist und unscheinbarer, im tiefsten Inneren seines Herzens stockkonservativer Musterschüler dazu kommt, auf Hammondorgeln zu klettern, sich mit ihnen auf der Bühne zuzudecken und sie mit HJ-Dolchen zu traktieren, bleibt im Dunkeln. Wieso seine gar nicht mal so unbedeutenden Bands funktionierten und weshalb er als Solokünstler nie recht aus der Hüfte gekommen ist, spielt überhaupt keine Rolle. Warum solch schreckliche Platten wie love seach und in the hot seat entstehen mussten, erfahren wir selbstverständlich auch nicht. Nach der Lektüre wollen wir es gar nicht mehr wissen. Der weise John Peel bezeichnete das Wirken von Emerson. Lake and Palmer einst als riesige Verschwendung von Technik und elektrischer Energie. Keith Emersons Autobiographie ist eine einzige Verschwendung von Zeit und Papier.