David Byrne: Der ehemalige Talking Head mag Ethnopop und hasst das Etikett Weltmusik. Enge Schubladen waren ihm immer zuwider.


Im Luaka Bop-Büro im New Yorker Village herrscht gemütliche Unordnung. Auf dem Schreibtisch im Eingangsraum liegen diverse Andrucke für das Artwork zu „Look Into The Eyeball“, dem neuen Album von Ex-Talking Head David Byrne. Der Meister selbst hat sein Reich im Kellergeschoss, mit Verandatür zum wild gewachsenen Garten. Der 49-Jährige ist ergraut, trägt aber bunte Armbänder um sein Handgelenk. Ist er Buddhist?“Nein, da sind nur meine Fahrradschlüssel dran. In New York klauen sie einem die Räder und den Sattel, wenn du nicht alles festschließt. Ich musste auch schon mal im Stehen nach Hause radeln“

In den Songs seines neuen Albums beschreibt Byrne aber nicht nur das Leben in der Großstadt, sondern widmet sich auch dem Thema Familie. „Der Name der Platte soll deutlich machen, dass die Songs darauf sehr persönlich und emotional sind. ‚Sieh mir in die Augen‘ wäre zu kitschig gewesen. ‚Sieh mir in den Augapfel‘ dagegen klingt so richtig schön wissenschaftlich.“ Nun ja, anders als der Rest war Herr Byrne schon immer. Geht er noch zur Therapie? „Nicht mehr. Ich hatte Angst, mich auf eine Art zu verändern, die mir nicht gefallen hätte. Außerdem gingen mir die Probleme aus.“ Wohl dem, der solches sagen kann. Aber David Byrne kann ja auch auf eine vortreffliche Selbsttherapie zurückgreifen – auf die Musik eben: „Wenn mir ein Text ein gutes Gefühl vermittelt, steckt wahrscheinlich ein Fünkchen Wahrheit drin.“ Wie zum Beispiel in „Broken Things“? Was ist denn kaputt in Davids Leben? Wer eine spannende oder gar dramatische Antwort erwartet, wird eher enttäuscht: „Der Text fiel mir ein, als ich in der Küche saß und ein paar längst überfällige Reparaturen vornahm.“ So profan kann Pop entstehen.

In dar Familla Byrne sei nichts kaputt, sondern alles in Ordnung, sagt David: „Adele, die Mutter meiner Tochter, ist gerade in Burma und protestiert gegen die Diktatur.“ Apropos Burma: Byrne baut in seine Songs ethnische Elemente ein und betreibt das World Music-Label Luaka Bop. Die „New York Times“ aber zitiert ihn mit dem Satz „Ich hasse Weltmusik“. „Nur eine Provokation“, erklärt David. „In Wirklichkeit hasse ich nur das Etikett World Music. Es stellt diese Musik unverdient in eine Außenseiterecke.“ www.davidbyrne.com