Blind Date – Roger Chapman


Seit 20 Jahren im Geschäft, seit sechs Jahren Nichtraucher und seit seinem letzten Album auch der modernen Technologie verfallen: "Chappo" hält sich auf dem Laufenden. Das einzige, was dem 45jährigen nach wie vor Schwierigkeiten bereitet, ist sein schlechtes Namensgedächtnis. Beim Erraten der Songs auf unserer Blind Date-Cassette hatte er jedenfalls so seine kleinen Probleme...

Eurythmics: „Listen To Beethoven“

„Sehr gut produziert. Das ist doch diese Schwarze … ich kann Namen nie behalten… Keine Schwarze? Dann versuchen es die Produzenten zumindest so klingen zu lassen. Auf jeden Fall ist das kein Song, sondern eine Stimmung auf einem rhythmischen, bunten Hintergrund. Ich hab mich gerade gefragt, ob da wohl meine neuen Produzenten Bolland & Bolland ihre Finger im Spiel haben (lacht). Ist halt eine gute Disco-Platte, aber offenbar sind ihnen die Text-Ideen ausgegangen.“

Sting: „Little Winq“

„Ah! (singt mit, stutzt) Ist das Sting? Ich mag Sting.

Sein letztes Album hat mir wirklich sehr gut gefallen, auch das Konzert war fantastisch. Aber ich kenne die Jimi Hendrix-Version von diesem Song; und im Gegensatz dazu ist das hier ein bißchen dünn. Warum spielt der überhaupt einen Hendrix-Song. er sollte lieber einen meiner Titel covern! Spaß beiseite: Ich respektiere alles, was er tut. Ich muß mir seine neue Platte kaufen.“

Joe Cocker: „Unchain My Heart“

„Wundervolle Auswahl! Ist das die neue Single? Das ist der alte Joe aus den 70ern. nein, aus den 60ern! Joe ist ein guter Freund von mir – der Mann kann auf der Bühne stehen, sich am Hintern kratzen, eine Note singen – und es geht sofort ab! Dieser Song ist zwar nicht so gut wie die Version von Ray Charles, aber das kann man auch nicht vergleichen. Es ist Joe – und deshalb ist es toll. Aber letztlich geht’s mir ähnlich wie eben bei Sting: Ich mag das Original lieber. Joe bestimmt auch, wir sind schließlich beide mit demselben musikalischen Background aufgewachsen.“

The Smiths: „Rush & Push…“

(Nach einer halben Minute:) „Ich mag’s schon jetzt nicht. Das sind die Smiths, oder? Die find ich echt beschissen. Nur Schrott! Ich kann diese pubertären Bürschlein nicht ausstehen. Die machen so maßlos auf Schuljungen. Der Sänger ist der allerschlimmste. Ich ärgere mich über ihn, jedes mal, wenn ich etwas über die Band lese. Er redet dummes Zeug, ist arrogant und kommt vor allem mit nichts rüber, was musikalische oder künstlerische Substanz hat. Eine Nulpe. Die haben sich getrennt? Das versteh ich. Ich wünsch dem Rest der Band alles Gute – der Sänger sollte Hotelbov werden.“

Marius Müller-Westernhagen: „Es geht weiter“

„Ich mag diese Art Gitarre, erinnert mich ein bißchen an Hillbilly-Rock ’n‘ Roll – nur besser aufgenommen und produziert: deshalb klingt’s auch aggressiver. Es ist nicht das Allermusikalischste. was ich je gehört habe, aber geht ziemlich los. Die Platte würde gut in einen alten verrauchten Club passen – ein bißchen trinken, ein wenig gröhlen … das ist ja schon die halbe Miete.“

Mike Oldfield: „Islands“

„Aha – wir gehen zum klassischen Teil über. Wer ist die Sängerin? Der Name liegt mir auf der Zunge… Bonny Tyier? Ihre erste Platte mochte ich. den Rest nicht so sehr. Ach, das ist gar nicht ihre neue Platte? (Pause) Das ist doch nicht etwa Mike Oldfield? Naja. Wieder einer von diesen Platten. Pseudo-pompöse Popmusik.“

Jethro Tüll: „Steel Monkey“

(Jan Anderson singt: „Can you guess my name“…) „Nein, kann ich nicht. Ah, ich weiß: diese Dire Dings… die Gitarre ist zwar neu, aber es ist unverkennbar Mark Knopfler. Nein? Hm. Ist das der Typ mit der komischen Flöte? Nicht gerade einer meiner Lieblingsmusiker. Der Song gefällt mir eigentlich ganz gut. auch wenn ich das nur ungern zugebe. Früher war die Band rockiger, aber wenn man nach einer Pause wieder ins Business einsteigt … Sie haben ein paar Fortschritte gemacht, oder sagen wir: Sie haben etwas aufgeholt.“

Bryan Ferry: „The Riqht Stuff“

„Bryan Ferry! Das könnte ich mögen. Er hat ein sehr gutes Ohr für Popmusik. Mir ist es aber fast schon ein bißchen zu seicht. Ferry hat zu viel Image, mehr Image als Musik; teilweise sehr oberflächlich. Aber er kennt sein Geschäft sehr gut. Ich mag seine Songs, aber dann denke ich an sein Imase. und das vermiest mir alles ein bißchen.“

The Christians: „When The Fingers Point“

„Das ist das beste bis jetzt. Tolle Stimme! Aber das Schlagzeug ist fürchterlich. Eindeutig elektronisch. Und durch den Mix wird das noch schlimmer. Das ist ein Rhythm & Blues-Song, d.h. die Stimme steht immer im Vordergrund. Aber das Schlagzeug müßte auch weiter vorne sein, damit das Ganze den Drive kriegt, den es braucht. Schöne Gitarre. Man hört, daß da viel harte Arbeit dahintersteckt. Gute Platte. The Christians? Die hab ich erst neulich im Fernsehen gesehen! Fantastisch! Sie sind so eine Art moderne Rhythm & Blues-Band. Die Platte kauf ich mir gleich mit der von Sting zusammen.“