Boom Box: HÖHA SHMURDA WEITA


Bobby Shmurda hat die Beschleunigungskultur des Internets auf die Spitze getrieben: Vom Niemand zum Prinzen von New York in sechseinhalb Sekunden.

Seitlicher Hüftknick, legere Beugehaltung, geschmeidige Außenrotation der Ellbogen, die Mütze lässig in die Luft geschleudert: So geht die derzeit bedeutendste Kulturtechnik der westlichen Hemisphäre. Urheber des sogenannten „Shmurda Dance“ ist, wenn auch eher unfreiwillig, der 20-jährige Bobby Shmurda aus East Flatbush. Im März veröffentlichte er ein Video zu seinem Song „ Hot N*gga“. Ein Vine-User schnitt daraus den Sechs-Sekunden-Clip mit der Tanzszene und der virale Wahnsinn nahm seinen Lauf.

Mittlerweile haben selbst der notorisch dröge NBA-Star Kevin Durant und das präsidiale Paradepärchen Jay-Z/Beyoncé den Tanz öffentlich zur Aufführung gebracht. Einen millionenschweren Deal mit Epic Records hat Shmurda bereits in der Tasche. Was die hyperakzelerierte Aufmerksamkeitsfülle aber für die weitere Karriere des Brooklyn-Bubis bedeutet, darüber herrscht naturgemäß Uneinigkeit. New Yorks neue große Hoffnung? Oder ein menschliches Mem mit der Langlebigkeit einer Sternschnuppe?

Das Rüstzeug, den Hype zu überleben, hat Shmurda allemal. In ihm und seiner GS9-Clique vereinen sich die ungestüme Energie von Chief Keef und die angeborene Bosshaftigkeit des jungen Biggie. Rappen kann der Junge auch: Auf „Computers“, von seinem „ Shmurda Mixtape“, bellt er Zitierfähiges im Sekundentakt. Das wissen selbst knorrige Kollegen wie Raekwon vom Wu-Tang Clan zu schätzen: Der „Chef“ holte Shmurda zu sich auf die Bühne. Apropos Wu-Tang. Die traten Anfang August mit ihrer neuen Single, „Ron O’N eal“, bei Comedy Central auf. Einige von ihnen trugen sportliche Sonnenbrillen, wie man sie von Drehständern im Drogeriemarkt kennt, und onkelten mit Liveband über die Bühne. Am selben Tag sprang der Rapper French Montana auf den Beat von „Hot N*gga“. French Montana trägt auch Sonnenbrillen, aber er onkelt nicht, sondern hält Händchen mit Khloé Kardashian. Das nur so nebenbei.

Diese und weitere Kolumnen sind in der Oktober-Ausgabe des Musikexpress erschienen – seit 11. September am Kiosk und im App-Store erhältlich.