Bunt, schrill, gesund


Das Leben als Grunge-Jungstar mit Silverchair machte Daniel Johns krank. Zur Heilung verordnete er sich das Nebenprojekt The Dissociatives.

Routine ist blöd. Deshalb macht der australische Grunger Daniel Johns neuerdings mit Dance-Produzent Paul Mac elektronische Popmusik mit psychedelischen Anwandlungen. „In der Musik gibt es heute zu viel Sicherheitsdenken“, beklagt sich Johns. „Wir wollten mal was Waghalsiges auf die Beine stellen und nahmen uns dafür die späten 60er zum Vorbild. Genau wie damals sollten unsere Sachen bunt und schrill sein. Allerdings muß sich der Fan auch zum Zuhören eingeladen fühlen und nicht durch verquere Experimente abgestoßen werden.“ Dance meets Rock also? „Oh nein! Es geht nicht darum, daß einer nur Gitarre spielt und einer nur Beats beisteuert. Wir machen altes zusammen und ergänzen uns gut.“

The Dissociatives und ihr gleichnamiges Album sind für Johns Teil eines Rekonvaleszenzprogramms: Im Sommer 20o2, kurz nach Erscheinen des vierten Silverchair-Atbums DIORAMA, wurde bei ihm reaktive Arthritis diagnostiziert. Die linke Hälfte seines Körpers war zeitweilig gelähmt. Alle Tourneen wurden abgesagt, der Patient mußte sich ausruhen. Und wie er das tat! Johns lernte Natalie Imbruglia kennen und heiratete sie wenig später. Dann erinnerte sich die Turteltaube an Kumpel Mac, der des öfteren bei Silverchair ausgeholfen hatte; man verabredete sich im Sommer 2003 zu Aufnahmen in der Nähe des königlich englischen Landsitzes in Windsor. „Der ganze Druck war an der Seite von Paul einfach weg. Ich fühlte mich z.B. auf der Bühne nie wohl. Mit The Dissociatives aufzutreten, macht mir dagegen richtig Spaß.“

Rückblickend hätte der 26jährige gern mehr Zeit zur Vorbereitung aufs Berühmtsein gehabt und sich einiges lieber erspart. Heute noch zucke er innerlich zusammen, wenn ihn jemand auf der Straße um ein Autogramm bitte, das er ausgerechnet auf das erste Silverchair-Album FROGSTOMP setzen soll. Nun aber blickt Johns zuversichtlich in die Zukunft: „Es tun sich ungeahnte Perspektiven auf, seit ich den Kinderkram hinter mir habe. Ich will mich nun ganz auf das Wesentliche konzentrieren und nur noch großartige Musik machen.“

www.thedissociatives.com