Cazals: What Of Our Future


Das multikulturelle Mode- und Musiklabel Kitsuné beherbergt jetzt neben dem Hamburger Electro-Hype Digitalism auch Gruppen, die mit Pete Doherty auf einer Schule waren. Cazals bringen mit WHAT OF OUR FUTURE eine Platte auf den Markt, die sich mehr und mehr bemüht, an den Stil des Labels zu erinnern - es aber nicht ganz schafft.

Riffs, die nach denen von Franz Ferdinand eifern und eine Stimme, welche schon sehr an Dave Grohl erinnert – so sieht es also aus, wenn Dance-Labels versuchen, ihren Horizont zu erweitern. Und so schlecht ist die Idee ja gar nicht- stampfende Basslinien, wie wir sie von The Rakes und Konsorten aus Englands Hauptstadt gewohnt sind, vereinen sich mit GameBoy- artigen Synthesizern – so entsteht wohl die vermeintlich perfekte Electro-Rock-Gruppe.Und tatsächlich ist ein „GameBoy“ als Instrument in den Credits angegeben, die Cazals meinen es also doch ernst mit dem derzeit ja sehr in Mode gekommenen ATARI-Faktor. Und spätestens bei „Comfortable Silence“ spürt man, dass es gar keine so schlechte Idee ist, genannten Sänger der Foo Fighters und die Crystal Castles in einen Raum zu sperren und zu warten, bis etwas erscheint, das mit Daft Punk und den Babyshambles touren wird, sein gesamtes Musik-Equipment verliert und dann solange wartet, bis Bloc Party vor der Tür stehen.Eigentlich eine viel versprechende Story, mit der das Quintett da aufwartet. Doch leider fehlen hier die wirklich schnellen Songs, die tosenden Riffs, die ganz neuen Tanz-Beats. Einprägsamster Song ist wohl „Life Is Boring“, welcher dann aber leider in ein Kitsch-Rock-Inferno endet, wie wir es schon einmal zu oft gehört haben. Nach hinten raus zeigt sich dann aber doch noch die einfühlsame Seite der Gruppe und die Cazals bekommen es als erste Gruppe nach Hot Chip tausendmal besser hin als Alice Glass, Atari-Sounds zu sensiblen Popsongs zu verarbeiten. Und dann macht das Gedresche vom Anfang auch plötzlich Sinn – denn wer wird denn bitte auf eine Gruppe aufmerksam, die mit langsamen Synthezisern aufwartet, wo die gepichte E-Gitarre auf den ersten Blick nur noch eiert?Und so kommen wir vom einprägsamsten Song jetzt auch zum besten Song der Platte, dessen Titel lautet nämlich „We Are Just The Same“ und er vereint so ziemlich alles, auf was wir an Pop bei Digitalism und Gefolge noch warten. Feinfühliger Electro-Rock statt Auf-Die-Fresse-Techno, so lautet die Devise. Wir wissen uns jetzt also schmunzelnd eine ruhmvolle, aber dennoch eher unbekannte Gruppe mit ungeahnten Eigenschaften zu kennen und warten gespannt auf kommende Werke, wo dann das Quantum guten Rocks vielleicht nicht mehr ausbleibt.

Josa Mania-Schlegel – 07.11.2008