Das wäre aber nicht nötig gewesen…The Who – Who Are You?


„Es war vor allem meine Schuld, dass The Who weiterarbeiteten, obwohl die Band längst am Ende war“, gestand Pete Townshend 1994. Die Arbeit an „Who Are You“, dem letzten Album der Who-Originalbesetzung. empfand – Townshend denn auch als „schmerzhaft und grausam“. Zermürbt vom jahrelangen Touren wirkten The Who uninspiriert und beinahe gelangweilt, noch schlimmer: die Band schien kraftlos, ein Adjektiv, das im Zusammenhang mit The Who eigentlich auf ewig undenkbar schien. Was für ein Trauerspiel. Der Hang zur gemächlicheren Gangart deutete sich zwar bereits auf dem introspektiven, aber wenigstens charmanten 75er-Vorgänger „The Who By Numbers“ an, doch drei Jahre später waren die Zerfallserscheinungen – tatsächlich lebensbedrohend: Schlagzeuger Keith Moon, ansonsten immer gut für eine Überdosis Spielwitz, war laut Townshend „physisch kaum noch in der Lage zu trommeln“. Moon, der auf dem Album-Cover mit einem Stuhl posiert, auf dessen Lehne „Not To Be Taken Away“ steht, starb beinahe zeitgleich zur LP-Veröffentlichung; ein Schlag, von dem sich The Who nie wieder erholen sollten. Aber nicht nur die Performance, auch die Songs von „Who Are You? gerieten formelhaft und wenig originell, vom hörenswerten Titeltrack und dem brauchbaren „Sister Disco“ einmal abgesehen. „Music Must Change“ lautet ein programmatisch richtiger Songtitel, doch in welche Richtung die Reise gehen sollte, konnte Townshend offenbar nicht mehr sagen. Dabei ist natürlich alles relativ: Verglichen mit Frühachtziger-Schandtaten wie „Face Dances“ oder „It’s Hard“ ist „Who Are You?“ richtig dufte. You Better You Bet.