Adoptierter Sohn wirft Die Antwoord jahrelangen Missbrauch und Ausbeutung vor


In einem 44-minütigen Gespräch schildert Gabriel „Tokkie“ du Preez drastische und verstörende Erfahrungen, die er mit seinen Pflegeeltern Yolandi Visser und Ninja gemacht haben soll. TW: sexueller, körperlicher und psychischer Missbrauch.

Die südafrikanische Rap-Rave-Gruppe Die Antwoord besteht maßgeblich aus zwei Mitgliedern: Yolandi Visser (aka Anri du Toit) und Ninja (aka Watkin Jones). Beide sind privat ein Paar, und als solches haben sie 2010 als Pflegeeltern einen damals neunjährigen Jungen adoptiert. Gabriel „Tokkie“ du Preez, so sein Name, wirft ihnen nun körperlichen und sexuellen Missbrauch und Ausbeutung vor.

„Ich war ihr Sklave“

Seine Anschuldigungen äußerte du Preez in einem 44-minütigen Interview für „News24“. Geführt hat es Ben Jay Crossman, seines Zeichens ehemaliger Videoregisseur von Die Antwoord. Du Preez und seine ebenfalls von den Beschuldigten adoptierte jüngere Schwester Meisie waren in der Vergangenheit unter anderem in den Musikvideos zu „I Fink U Freeky“ und „Ugly Boy“ zu sehen. Die Patchwork-Familie bestand neben diesen vier aus zwei weiteren Mitgliedern, einer leiblichen Tochter von du Toit und Jones und einem Jungen, der aus armen Verhältnissen aus Johannesburg stammt.

Hört hier das komplette Gespräch:

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Gabriel du Preez sagt in dem Interview etwa: „Sie haben mich als ihren Sklaven adoptiert. Sie gaben mir das Gefühl, nicht geliebt zu werden“. Der heute 20-Jährige sowie seine 14-jährige Schwester leben mittlerweile nicht mehr bei Jones und du Toit.

Angefangen habe der Missbrauch und die Ausbeutung, als er dazu gezwungen worden sei, Videos aufzunehmen, in denen er seine biologische Familie dafür degradieren sollte, arm zu sein. Du Preez ist an einer seltenen Hautkrankheit namens Hypohidrotische ektodermale Dysplasie (HED) erkrankt. Auch deshalb hätten seine Pflegeeltern ihm das Gefühl gegeben, er sei der Teufel. „Sie zwangen mich zu mehr Flüchen und ließen mich glauben, ich könnte Menschen in der Hölle verbrennen und sei der König der Hölle“, so du Preez in dem Interview. „Sie erklärten mir, ich könnte Dunkelheit über die Welt bringen.“

„Sie sagten mir, ich sei der Teufel“

Die Vorwürfe hören damit nicht auf. Jones und du Toit hätten ihn und seine Schwester ferner gezwungen, sich in ihrer Gegenwart umzuziehen, wenn sie ihnen neue Kleidung kauften. Die Kinder seien bestraft worden, wenn sie sich weigerten. Mehr noch: Als er 13 war, soll du Toit sich ihm in expliziter Pose gezeigt haben: „Yolandi rief mich in ihr Zimmer“, erinnert er sich. „Sie war nackt und übergab sich mehrfach. Sie lag da mit ausgebreiteten Beinen wie die Sexpuppe, die in meinem Zimmer liegt.“ Der schlimmste Teil sei gewesen, dass er seine Adoptivmutter nackt und betrunken zugleich erlebte, während sie Zeit mit ihm verbringen wollte. Du Preez nennt dies „verstörend“. Seine Schwester haben ihm erst jüngst davon berichtet, dass sie Jones und du Toit in Kapstadt nicht länger besuchen wollte, weil beide das Mädchen, zum Beispiel in der Sauna, ständig nackt sehen wollten. Du Preez berichtet, dass Ninja bei Telefonaten ständig fragte, ob seine Schwester mittlerweile endlich schwanger sei.

Du Preez wurde bis zur neunten Klasse im Homeschooling betreut. Danach mietete er eine Zimmer in der Nähe des Hauses seiner Pflegeeltern und wurde der Fahrer von ihren anderen Kindern – obwohl er zu dieser Zeit keinen Führerschein besessen habe.

Reaktion von Die Antwoord

In dem Videointerview berichtet du Preez von weiteren mutmaßlichen Geschehnissen. Die beiden Die-Antwoord-Musiker hätten ihm dazu gratuliert, seinen älteren Bruder mit einem Messer zu attackieren. „Wir wussten gar nicht, dass Du endlich zum Mann wirst“, sollen sie gesagt haben. Auch sollen sie den beiden Kindern in einer Privatklinik Blut entnommen lassen haben, als Teil eines Rituals, und sie in dem Zuge in Kontakt mit Kriminellen, Pornografie, Sexspielzeug, Alkohol und anderen Drogen gebracht haben.

Ein öffentliche persönliche Reaktion zu den Vorwürfen steht seitens Die Antwoord noch aus. Laut „Consequence Of Sound“ und „News24.com“ habe ihr Agent Stefan „Scumeck“ Sabottka, deutscher Tour- und Konzertveranstalter und Geschäftsführer der MCT Agentur, im Namen der Band mitgeteilt: „Die Antwoord don’t agree with Tokkie’s statements.“

Dies ist nicht das erste Mal, dass Die Antwoord für negative Schlagzeilen sorgen, wenngleich nicht in diesem Ausmaß: 2019 wurde, ebenfalls durch Ben Jay Crossman, ein 2012 gefilmtes Video veröffentlicht, das beweisen soll, dass sie Andy Butler von Hercules and Love Affair damals homophob beleidigt und angegriffen haben. Im selben Jahr wurde Ninja von einer australischen Frau sexuelle Übergriffigkeit vorgeworfen.

Die Antwoord haben seit ihrer Gründung 2009 bisher fünf Alben veröffentlicht.